Die Große Pyramide soll dennoch völlig verschieden von allen anderen Pyramiden in Ägypten sein. Denn sie ist im Inneren völlig kahl. Unbeschriftet. Ohne jeden Hinweis auf ihren Erbauer. Ein Unding, wie Erich von Däniken meint. Und so äusserte er sich in seinen Vorträgen, zuletzt 1998 in einer RTL-Fernsehproduktion (Außerirdische - kehren sie zurück?):
"Das ist sie also. Die Königskammer. Der Schweiß läuft aus allen Poren, durch die Hitze hier. Und wie jedermann sofort erkennt: Keine einzige Inschrift. Nicht eine winzige Hieroglyphe. Dies widerspricht absolut dem Tyrannen Cheops. Wenn Cheops tatsächlich der Bauherr gewesen wäre, müßte es wimmeln von Inschriften zu seinen Ehren. Zu Ehren der Götter. Aber da ist nichts; Vollständige Anonymität."
Gut, die große Pyramide ist in ihrem Inneren also kahl. Jetzt stellt sich nur die Frage: Ist das etwas Besonderes? Wir kennen zur Zeit 108 Pyramiden in Ägypten. Aus dem alten Reich habe ich auf der vorherigen Seite 41 aufgelistet, dazu kommen noch knapp 10 Anlagen die ich nicht betrachtet habe. Entweder weil sie so unvollständig waren daß man dort kein Begräbnis erwarten kann, oder weil es sich eindeutig um Sedfest-Kultpyramiden mit einem symbolischen Kammersystem handelt, in das man schlicht kein Begräbnis einbringen kann.
Auch die Pyramiden die so stark zerstört sind, daß man sie noch nicht auf Begräbnisreste durchsuchen konnten wurden soweit in Augenschein genommen um festzustellen, ob sie Beschriftungen oder Reliefs in irgendeiner Form enthalten. In der folgenden Tabelle habe ich einfach einmal alle Pyramiden mit Inschriften aufgelistet. Zusammen mit der Dynastie, dem geschätzten Alter, und ob es sich um eine Königs- oder Königinnenpyramide handelt.[ 1 ]
Nr. | Pyramide | Dynastie | ca. Jahr | König | Königin |
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1 | Djoser | III | 2640 | X | |
2 | Unas | V | 2317 | X | |
3 | Teti | VI | 2297 | X | |
4 | Pepi I | VI | 2285 | X | |
5 | Merenre I | VI | 2235 | X | |
6 | Pepi II | VI | 2229 | X | |
7 | Iput | VI | 2220 | X | |
8 | Neith | VI | 2220 | X | |
9 | Udjebten | VI | 2220 | X | |
10 | Ibi | VIII | 2150 | X | |
Summe: 10 | 7 | 3 |
Djosers Bau ist keine Pyramide sondern eine Mastaba, die nachträglich zu einer Pyramide erweitert wurde. Mastabas waren allerdings immer verziert gewesen. Die erste echte Pyramide (die von vorne herein als Pyramide geplant war) enthielt keine Inschriften mehr. Wie alle anderen Pyramiden der 3. und 4. Dynastie, und der größte Teil der Bauten der 5. Dynastie. Nur die allerletzte Pyramide dieser Dynastie enthielt Texte, zusammen mit vier weiteren Königs- und drei Königinnenpyramiden der 6. Dynastie. Die meisten Texte gab es unter dem letzten Herrscher des Alten Reichs: Pepi II und seine 3 Gemahlinnen machen gleich 50% aller beschrifteten Pyramiden des Alten Reichs aus. Ibis Bauwerk habe ich der Vollständigkeit halber aufgenommen, denn es stammt aus der 8. Dynastie, lange nach dem Ende des Alten Reichs. Aber es ist die letzte Pyramide, in der Inschriften entdeckt wurden. Alle nachfolgenden Bauten waren wiederum unbeschriftet.
Die "Mode", Pyramiden mit Inschriften zu versehen, setzte also über 130 Jahre nach Cheops ein - und dauerte, Ibi mal ausgenommen, weniger als 100 Jahre. Die letzte große Königspyramide wurde gegen Ende der 13. Dynastie errichtet, um das Jahr 1650 v. Chr. herum. Somit wurden knapp 1000 Jahre lang Pyramiden gebaut, und nur in 10% dieser Zeitspanne stattete man sie mit Texten aus.
Auch Anzahlmäßig sieht es nicht anders aus: 9 von 108 echten Pyramiden enthalten Texte. Das sind 8%. Daß in Cheops' Pyramide keine Inschriften gefunden wurden ist daher nicht die staunenswerte Ausnahme, die Däniken seinem Publikum beizubringen versucht, sondern der Regelfall! Speziell im Alten Reich!
Faszinierenderweise stolpert man in seinem Bestseller Die Augen der Sphinx über eine Passage die beweist, daß er dies aber 10 Jahre vor dem Fernsehbeitrag wusste! Denn im Kapitel "Das anonyme Weltwunder; Pyramiden-Wände voller Texte" kann man die folgende Aussage finden:
"Nur zweihundert Jahre nach Cheops regierte in Ägypten der letzte Herrscher der 5. Dynastie, Pharao Unas (2356-2323 v. Chr.). Seine Pyramide in Sakkara ist mit siebenundvierzig Metern Höhe eher mickrig geraten, dennoch bescherte sie den Ausgräbern eine Sensation.
Die Wände in der Grabkammer, dem Vorraum und die Eingangswände zur mittleren Kammer sind übersät mit Hieroglyphentexte. In dicht nebeneinander gereihten Kolonnen verlaufen die Schriftbänder von rechts nach links und von oben nach unten. Es sind die ältesten Inschriften und (muss wohl heißen "in", FD) Pyramiden - aber nicht die einzigen."
Er verbreitet die Behauptung, die unbeschriftete Cheops-Pyramide sei eine Besonderheit, eindeutig wider besseren Wissens!!! Tja, was soll man dazu sagen?
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"Es handelt sich dabei ... um untereinander stark abweichende Sammlungen religiöser Sprüche. [...]
Das große Thema der Pyramidentexte ist die jenseitige Existenz des toten Königs; und zwar wird diese nicht in der Form einer Lehre oder Schilderung des Jenseits abgehandelt, sondern die Sprüche begleiten Ritualhandlungen im Zusammenhang mit der Beisetzung, die zur jenseitigen Existenz verhelfen sollen. ..."
Nichts mit Lobpreisungen des Pharaos oder dessen Taten im Diesseits. Nicht einmal die vorhandenen Inschriften genügen also Dänikens Ansprüchen. Vielleicht hätten die Pharaonen lieber Däniken fragen sollen, bevor sie solch ein irrelevantes Zeug in die Pyramide schreiben :-)
Hier zeigt sich allerdings erneut, daß es auch Geschichts-Aufklärern wie Däniken zugute kommen würde, wenn sie die Geschichte, die sie verändern wollen, wenigstens kennen würden :-)
Ich finde, die folgende Frage ist berechtigt: Würden WIR in UNSEREN Gräbern erwarten Beschreibungen zu finden, die Aufschluss über deren Bau geben? Und: Ist aus der Geschichte der Menschheit überhaupt ein einziges Mausoleum bekannt, in dem sich Baubeschreibungen befinden? Ganz ehrlich, ich kenne keines. Kein einziges der Zehntausende von Gräbern aus 5000 Jahren Schriftgeschichte war mit einer Beschreibung seiner Errichtung versehen (sollten Sie doch eines kennen: Sagen sie es mir!). Und ausgerechnet in der Cheopspyramide soll so etwas drin stehen? Wieso?
Jaha, weil es eben das größte Bauwerk der antiken Menschheit sei, antworten die Vertreter alternativer Denkrichtungen. Klar, aber das konnte man doch nur im Nachhinein feststellen! Das erste "größte Bauwerk der Menschheit" war Djosers Stufenmastaba. Danach baute Snofru gleich drei jeweils "größte Bauten der Menschheit". Und Chufu konnte beim besten Willen nicht wissen, daß seines wirklich den Höhepunkt darstellt. Denn Chephren plante einigen Ägyptologen zufolge auch größer. Diese Begründung ist also alleine aus logischen Überlegungen her bereits blühender Nonsenses.
Aber auch andere "größte Gebäude" tun uns nicht den Gefallen, Baupläne zu enthalten. Weder die Akropolis in Athen noch das Kolosseum in Rom enthielten Baupläne. Was man an Trümmern vom Leuchtturm in Alexandria kennt war dies dort auch nicht der Fall, und ebensowenig findet man solche Angaben in den gotischen Kathedralen oder im Empire State Building. Mit welcher Berechtigung fordern nun Däniken und Co ausgerechnet in den Pyramiden so etwas ein? Auch dieses Argument macht auf dem Hintergrund aller geschichtlichen Großbauten schlicht keinen Sinn.
Bleibt die Frage, warum denn kein Bauplan der Architekten überlebt hat. Wenn schon nicht in oder an den Pyramiden, dann doch wenigstens überhaupt? Kein Bauplan, das beweise doch, daß kein menschlicher Architekt etwas mit dem Bau zu tun gehabt hat, oder?
Tja, dann könnte man aber 99% aller erhaltener antiker Bausubstanz zu außerirdischen Artefakten erklären. Denn zu praktisch keinem antiken Bauwerk, ja noch nicht einmal zu vielen Bauten aus unserem Mittelalter sind Baupläne erhalten. All unsere Burgen - außerirdische Landeplätze? Unsere Kirchen und Kathedralen - mit wenigen Ausnahmen außerirdische Konstruktionen? Ja, ganz Sankt Petersburg wäre mit der Begründung eine Brutstätte Außerirdischer. Gebaut im 18. Jahrhundert sind alle Pläne verschollen. Und das war vor weniger als 300 Jahren, was kann man da bei 4500 Jahre alten Bauten erwarten?
Bis ins frühe 17. Jahrhundert wurden übrigens noch nicht einmal Schiffe nach Bauplänen gebaut, sondern "frei Schnauze" nach Erfahrung der Schiffsbaumeister. Ach ja: Nach Einstellung des Apollo-Programms sind alle Konstruktionsunterlagen zur Saturn V-Rakete verschwunden. Ist die nun auch außerirdischen Ursprungs???
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Eine immer noch ungeklärte Frage ist, ob die Pyramiden selbst außen beschriftet gewesen sind. Der früheste Hinweis stammt von Herodot, der notiert:
"An der Pyramide ist in ägyptischen Buchstaben verzeichnet, welche Mengen von Rettichen, Zwiebeln und Knoblauch die Arbeiter verzehrt haben. Wenn ich mich recht an die Summe erinnere, die mir der Dolmetscher nannte, der die Inschriften entzifferte, so waren es 1600 Talente Silbers."[7]
Wahrlich eine seltsame Diät. Dennoch erwähnt Herodot eindeutig "ägyptische Buchstaben" auf den Pyramiden. Die Ägyptologie vertritt hier allerdings die Meinung, daß allerhöchstens Graffiti auf der Pyramide zu finden war, wie in anderen ägyptischen Anlagen, und daß eine etwaige Beschriftung keineswegs zeitgenössisch gewesen sein kann. Denn auf keinem der vielen 100 gefundenen Verkleidungsblöcke hat man jemals eine Inschrift aus dem Alten Reich entdeckt.
Etliche Inschriften-Befürworter führen eine Passage aus dem Hitat an, die da sagt:
"Auf diesen Steinen stehen Inschriften in jener alten, unbekannten Schriftart - es hat sich noch keiner in Ägypten gefunden, der behaupten könnte, er habe einen gehört, der sie versteht. Diese Inschriften sind so außerordentlich zahlreich, daß, wenn man alleine das, was auf den Steinen steht, auf Blätter abschriebe, es 10000 Blätter werden würden."[8]
Dummerweise beschreibt dieser Text aber die INNENRÄUME einer Pyramide (was man erkennt, wenn man auch die vorherigen Sätze des Abschnittes liest), der arabische unbekannte Autor ist der Meinung, es handele sich um die Cheopspyramide. Aus der Beschreibung ist aber ersichtlich, daß es sich hierbei um eine Schilderung einer der beschrifteten Pyramiden in Sakkara handelt.
Der Hitat enthält aber auch andere Beschriftungs-Beschreibungen, die zweifelsfrei die Außenseite ansprechen, sodaß dieses Rätsel noch auf eine Lösung wartet...
Allerdings existieren noch andere Informationen über Planung, Bau, Zweck und Eigentümer der Pyramiden. Hinterlassen von den Ägyptern selbst! Diese finden sich stellenweise in den umliegenden Gräbern, auf Stelen, in alten Papyri und anderen Dokumenten.
1. Bezeichnung der Pyramidenanlage
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"Dies ist das Dekret welches ich für die gemacht habe die es angeht: Ich habe nicht ermächtigt ... irgendeinen meiner Brüder, oder Kinder meiner Töchter oder niedrige Tempelpriester ... mir Totenopfer zu bringen, außer sie bringen sie auf dem Friedhof in meinem ewigen Grab, welches an der Pyramide "Groß ist Chephren" liegt...
[...]
Und diese Städte die verantwortlich für meine Grabausstattung sind, die mir der König zuwies, mich zu ehren, die unterhalten werden für meine Grabausstattung, gemäß der Liste [zerstört] für immer, damit Totenopfer für mich abgehalten werden können in meinem ewigen Grab welches im Friedhof der Pyramide "Groß ist Chephren" liegt..."
Diese Inschrift ist wichtig weil sie zeigt, daß eine definitive Trennung zwischen dem Friedhof und der Pyramide selbst, die den Namen "Groß ist Chephren" trug, gemacht wird. Klarer geht's nicht.
Stimmt nicht, es geht noch klarer. Im Grab von Debhen, ein Beamter der unter Cheops' Enkel Mykerinos arbeitete. Eines Tages besuchte der König selbst Giza um den Bau seiner Pyramide zu begutachten. Debhen schreibt[ 10 ]:
"... Und zu seinem Grab. Es war der König von Ober- und Unterägypten, Menkaure, der veranlasste daß es angefertigt werde, als seine Majestät auf der Straße neben der Pyramide Hr [Name einer der drei Satellitenpyramiden] stand um den Bau seiner Pyramide "Göttlich ist Menkaure" zu begutachten.
Dann kam der Schiffskommandant und zwei Hohepriester aus Memphis, und zwei Arbeiter die oben auf ihr [der Pyramidenbaustelle] standen um die Arbeit an der Pyramide "Göttlich ist Menkaure" zu begutachten. 50 Männer wurden abkommandiert um jeden Tag an ihm [Debhens Grab] zu arbeiten ..."
Dieser Abschnitt zeigt deutlich, daß mit dem Namen die Pyramide selbst gemeint ist, denn ein Arbeiter kann nun mal nicht oben auf einem ganzen Friedhof stehen sondern nur auf einem Gebäude. Und es zeigt auch, daß mit der Pyramide nicht eine von den kleinen Satellitenbauten gemeint sein kann, da diese einen eigenen Namen haben (Hr).
Damit ist klargestellt, daß mit dem Pyramidennamen wirklich die Pyramide selbst gemeint ist und nicht der umliegende Friedhof. Und ein "Bauleiter des Horizont des Chufu" meint somit definitiv einen Bauarbeiter an der Pyramide selbst.
2. Direkte ägyptische Zuweisungen
Neben den eher indirekten Indizien gibt es auch einige ägyptische Quellen, die Cheops direkt mit seiner Pyramide identifizieren. Diese wären:
- Papyrus Westcar
Eine aus dem Mittleren Reich stammende Erzählung, die aber wahrscheinlich auf die 5. Dynastie zurückgeht. In ihr wird die Legitimation der Begründung einer neuen Herrscherdynastie durch Userkaf, genauer gesagt die wundersame Geburt der Herrscher der 5. Dynastie erklärt. In der Geschichte erzählen vier Söhne von Cheops wundersame Ereignisse in der Vergangenheit. Sein Sohn Djedefhor aber will Wundertaten des Zauberers Djedi zeigen, der in der Stadt der Pyramide Djed-Snofru lebt (Snofru dauert ewig). Snofru war der Vater von Cheops und ihm werden die Pyramiden bei Dahschur zugeschrieben.
Die wesentlichen Passagen aber sagen, daß dieser Djedi etwas über die Kammern eine Thot-Heiligtums wusste. Ob Anzahl der Kammern oder das Layout ist noch umstritten. Wesentlich ist, daß Cheops daran Interesse hatte, weil er genau dieses Feature in seine Pyramide einbauen wollte[ 11 ]:
"...und er kennt auch die Zahl der Naoi des Thoth-Heiligtums.
Nun hatte die Majestät Cheops schon viel Zeit verbracht, die Naoi des Thot-Heiligtums zu suchen, um sich das gleiche für seine Pyramide machen zu lassen. ..."
Aus der Erzählung geht hervor, daß sich all dies vor oder während des Baus der Pyramide ereignet haben muss, denn für eine bereits stehende Pyramide kann man sich kaum neue Features ausdenken.
- Isis-Stele
Die hatten wir ja schon eingehend besprochen. "Er baute seine Pyramide neben dem Tempel dieser Göttin, und er baute eine Pyramide für die Königstochter Henutsen neben diesem Tempel." ist eigentlich klar genug.
- Manetho
Der Hohepriester Manetho lebte zu Beginn der hellenistischen Zeit. Er fertigte eine Chronologie Ägyptens an und hatte dabei, so seine Aussage, Zugang zu allen Archiven Ägyptens.
Leider hat keine Abschrift des Originalwerks bis zur heutigen Zeit überlebt. Das einzige was wir noch von Manetho haben sind mehrere sich teilweise widersprechende Abschriften und Besprechungen späterer Autoren. Sextus Julius Africanus fertigte um 220 n. Chr. die detailliertere Fassung, Chronicle, an, während Eusebius um 320 n. Chr. eine stark abweichende Fassung niederschrieb. Um 800 n. Chr. fertigte ein als Syncellus bekannter Mönch ein Kompilat dieser beiden Manetho-Abschriften an, zusätzlich zu dieser Quelle existiert noch eine armenische Abschrift von Eusebius und weitere Fragmente.
Zur vierten Dynastie sagen alle drei erhaltenen Überlieferungen, daß König Suphis (die griechische, noch bis ins 20. Jahrhundert übliche Laut-Umschreibung des Namens Chufu) die Große Pyramide (!) errichtete, von der Herodot gesagt habe, sie sei von Cheops erbaut worden. Klarer geht's wirklich nicht. Nur über die Nummer des Herrschers sind sich die Quellen uneins. Laut Africanus war Suphis der zweite König der 4. Dynastie, Eusebius nennt ihn als dritten König.
3. indirekte Zuweisung und Pyramiden als Grabstätte In der ägyptischen Literatur wird auch an einigen Stellen der Grabcharakter der Pyramiden selbst direkt erwähnt. Dabei werden auch ab und an die großen Könige von Giza selbst genannt. Der deutlichste mir bekannte Hinweis über die Bedeutung der Pyramiden findet sich an der Pyramide von Pepi I. Ein hölzerner Kopf Pepis(Katalognummer T1134), gefunden im Totentempel direkt an der Pyramidenwand sagt:
auf Deutsch: "Ich habe diese Gruft gebaut bei den großen Seelen die hier sind, damit der Name meines Vaters und meines älteren Bruders ausgesprochen wird, denn ein Mann ersteht auf wenn sein Name ausgesprochen wird".[ 12 ] Der mit dem Pfeil gekennzeichnete Standort der Statue lässt keine andere Interpretation zu als die, daß Pepi die Pyramide und nichts anderes als Gruft bezeichnet.
Klagelied von Ipuwer
Am bekanntesten ist das Klagelied von Ipuwer aus dem Mittleren Reich, welches die Ereignisse in der davor liegenden sogenannten "ersten Zwischenzeit", höchstens 250 Jahre nach Cheops, beschreibt. In ihm wird die Grausamkeit dieser regierungslosen Zeit, als der Bettler zum König, der Architekt zum Bauern und der König zum Bettler wird beklagt.
Zuerst erklärt Ipuwer, warum so wenig Dokumente aus dem Alten Reich erhalten sind[ 13 ]:
"Siehe, die Privaträume, sie sind erbrochen, ihre Bücher gestohlen
...
Siehe, die Büros sind aufgebrochen
Ihre Akten gestohlen
...
Siehe, die Schreiber sind erschlagen worden,
ihre Schriften sind gestohlen worden
...
Siehe, die Schreiber der Landes-Archive,
ihre Bücher wurden zerstört..."
Möglicherweise ist dies die erste dokumentierte Bücherverbrennung der Weltgeschichte...
Später geht Ipuwer noch auf die Pyramiden ein[ 14 ] :
"Siehe, Taten werden begangen wie noch niemals zuvor
Der König wurde beraubt von Bettlern,
Siehe, der als Horus begraben wurde (der Pharao, FD), ist [zerstört]
Was die Pyramide verbarg ist nun leer."
Aus der Schrift geht hervor, daß die Plünderung der Pyramiden, die recht eindeutig als Grabstätte der Pharaonen dargestellt werden, bereits kurz nach dem Ende der ersten Pyramidenära einsetzte. Es sollte daher nicht verwundern, daß nur so dünne Begräbnisspuren bis in die Neuzeit überlebt haben!
Sphinx-Stele von Amenhotep II
Auf dieser wird eine Geschichte aus der Jugend des Königs geschildert. Die wichtigen Passagen[ 15 ] :
"Er züchtete Pferde die ohne ihresgleichen waren. Sie wurden nicht müde wenn er die Zügel hielt, sie schwitzten nicht wenn er galoppierte. Er jochte sie in Memphis und stoppte am Ruheplatz von Harmachis (Name des Sphinx im Neuen Reich, FD). Er verbrachte einige Zeit dort, führte sie (die Pferde) herum und betrachtete die wundervolle Ruhestätten der Könige Cheops und Chephren, den Gerechten. Sein Herz verlangte danach, ihre Namen neu lebend zu machen. Aber er hielt das Verlangen zurück bis er wusste, was sein Vater Re für ihn bereit hielt (Umschreibung für "bis er König war"). ...
Dann (nachdem er zum König ernannt war, FD) erinnerte er sich an den Platz an dem er sich erfreute, bei den Pyramiden und dem Sphinx. Er befahl, dort einen Ruheplatz zu errichten und diese Stele aus Kalkstein aufzustellen..."
Auch hier ist die Zuordnung eindeutig. Sphinx und Ruhestätten der Pharaonen, im folgenden Absatz Sphinx und Pyramiden. Damit ist die Zuordnung zwischen "Ruhestätten der Pharaonen" und "Pyramiden" unzweideutig hergestellt. Mir fällt jetzt nicht ein wie man das noch deutlicher formulieren könnte.
Aus der ersten Zwischenzeit, unmittelbar nach dem Ende der ersten Pyramidenära, gibt es noch zwei weitere Textzeugnisse für "Pyramiden = Gräber". Ein Märchen über den Mann der mit seinem Ba redet, und ein Harfnerlied. So erklärt das Ba, die Seele die die Persönlichkeit des Menschen beinhaltet, seinem Besitzer, daß der Tod nicht wünschenswert sei. Denn [ 16 ]:
"Wenn Du an das Begräbnis denkst, ...einen Menschen fortholen bedeutet es aus seinem Hause, indem er in die Wüste geworfen ist. Du wirst nicht herauskommen nach oben, daß Du die Sonne siehst. Die da bauten in Granit, die an schönen Pyramiden bauten in vollendeter Arbeit - sobald die Bauherren zu Göttern geworden (= gestorben) sind, blieben die Opfersteine leer. Es ging ihnen nicht anders als den Müden die am Ufer gestorben sind ..."
Und im Harfnerlied des Antef wird es noch konkreter gesagt [ 17 ]:
"Geschlechter vergehen,
andere bleiben seit der Zeit ihrer Vorfahren
Die Götter, die vordem entstanden (= die gestorbenen Könige, FD)
ruhen in ihren Pyramiden.
Die Edlen und Verklärten desgleichen
sind begraben in ihren Pyramiden."
Es gibt noch weitere Textzuordnungen, zum Beispiel eine Restaurationsstele aus dem Neuen Reich - die ich aber noch nicht herausgesucht habe. Ich meine, daß die hier versammelten Hinweise eigentlich ausreichend sein dürften.
Nunja, für einige ist dies immer noch nicht ausreichend. So meinte ein unverbesserlicher Autor neulich zu mir: "Solange Du nicht einen Papyrus vorweisen kannst auf dem klitzeklein dargestellt wird wie Cheops die Pyramide baute, gibt es überhaupt keinen Beweis." Naja, whatever...
Anmerkungen: | ||
[1] |
Datierungen nach: Beckerath, Jürgen von; Chronologie des pharaonischen Ägypten, MÄS 46, Zabern 1997 |
|
[2] | Arnold, Dieter; Lexikon der ägyptischen Baukunst, Artemis 1994, S. 147 | |
[3] | Schlott, Adelheid; Schrift und Schreiber im alten Ägypten, C.H.Beck 1989, S. 138 ff | |
[4] | nach Schlott. Ab S. 164 widmet sie sich dieser interessanten Thematik. | |
[5] | Helck, W & Otto, E.; Kleines Lexikon der Ägyptologie, Harrassowitz 1999, S. 239 f | |
[6] | Die besprochenen Blöcke sind alle abgebildet und besprochen in Egyptian Art in the Age of the Pyramids, Metropolitan Museum of Art 1999, S. 223 ff | |
[7] | Herodot; Historien, Buch 2 §125 | |
[8] | Graefe; Hitat S. 85 | |
[9] | Breasted, James Henry; Ancient Records of Egypt (BAR), University of Chicago press 1906, Testament eines unbekannten Beamten, Bd. 1, S. 91, 93 (§§ 202, 209), Übersetzung FD | |
[10] | BAR Bd. 1 S. 94, 95 (§211). Übersetzung FD | |
[11] | Brunner-Traut, Emma; Altägyptische Märchen,Diederichs 1963, S. 48 f | |
[12] | Labrousse, Audran; Regards sur une pyramid, Paris o.J., S. 153f, Übersetzung FD | |
[13] | Lichtheim, Miriam; Ancient Egyptian Literature Band 1 S. 155, Übersetzung FD | |
[14] | Lichtheim, Band 1 S. 155, 156, Übersetzung FD | |
[15] | Lichtheim, Band 2 S. 42, Übersetzung FD | |
[16] | Schlott, S. 187 | |
[17] | Schlott, S. 188 |
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