|
|
In der Tat, wenn die Kartusche wirklich da wirklich solch ein Schreibfehler aufweist, ist die Inschrift zweifelsfrei gefälscht. Und damit wäre die Zuordnung der Pyramide zu Chufu wieder offen. Und die Archäologie um einen Skandal reicher.
Sitchin dokumentiert seine Behauptung in seinem Buch Stufen zum Kosmos mit Zeichnungen[3], und auf diesen sieht man tatsächlich eindeutig ein "Re-ufu". Die Quellen dieser Zeichnungen gibt Sitchin nicht an. Schade, denn sie sind falsch!!!
|
Das ist ein echtes Ding. Sitchins Hauptbeweis für die Fälschergeschichte, der Schreibfehler in der Pyramide, existiert überhaupt nicht. Damit ist die These selbst im Prinzip hinfällig. Aber wie kann einem Altertumsforscher wie Sitchin ein so fataler Fehler unterlaufen?
Als Sitchin das Buch Stufen zum Kosmos veröffentlichte, gab es die oben genannten Bücher noch nicht. Die bis dahin erschienenen Dokumentationen und Ausgrabungsberichte über die Inschriften der Kammern waren, wie in der Archäologie üblich, zeichnerisch angefertigt worden. Auch heute noch ist eine gute Zeichnung in der Archäologie mehr wert als ein Foto.
Daher bleibt die Möglichkeit, daß Sitchin einer fehlerhaften Umzeichnung in den Ausgrabungsberichten aufgesessen ist. Vielleicht fand man damals ja ein "CH", konnte mit dem aber nichts anfangen da laut Fachliteratur da ein "Re" stehen sollte - und übertrug also ein "Re" in die Dokumentationen. Und Sitchin fiel ganz unschuldig darauf herein!
Nein. Die korrekte Zeichnung des "ch" taucht erstmals 1839 in einem Buch des Ingenieurs Perring auf, der Vyse bei de Arbeit unterstützte[5], und später noch einmal im Buch des angeblichen Fälschers selbst, erschienen 1841[6]. Sitchin selbst führt in seinem Literaturverzeichnis das Buch von Perring als Quelle an, es ist daher anzunehmen, daß er seine Zeichnung daraus hat. Perrings Chufu-Kartusche befindet sich auf Tafel VII, Sitchin bildet die Umzeichnung in Stufen zum Kosmos in klein und in einer Vergrößerung ab:
Man beachte die kleine Umzeichnung links, die eine nicht näher erkennbare Struktur im Inneren des "Ch"-Kreises zeigt, die bei Sitchins Vergrößerung auf einen Punkt reduziert wird, ein "Re" eben.
Zum Vergleich habe ich hier die Kartusche aus Perring (Plate VII South, rechte Seite) und Vyse abgebildet. Beide Bilder sind anklickbare Links, die Sie zu Tafelseiten führen. Die entsprechende Kartusche befindet sich auf beiden Tafeln weit rechts, senkrecht stehend (da sie auf einen Giebelbalken geschrieben wurde). Die Bilder sind so groß gescannt, damit man die Struktur in der Kartusche gut erkennen kann.
In einem immer absurder werdenden Streit zwischen einem Jugend-A.A.S.ler und "Deutschlands größtem UFOlogen" wurden letztlich immer extremere Formen von Beweis angefordert wurden, so auch, daß die Tafel von Vyse wirklich aus der Erstauflage stammen, daher habe ich das Deckblatt mit eingescannt damit man die Auflage erkennen kann (obwohl ich weiß, daß es von hartgesottenen Sitchin-Apolegeten eh als Fälschung klassifiziert werden wird). Zu finden ist das hier.
Zurück zum Thema. Die Kartusche sieht bei Perring ein wenig anders aus als bei Vyse. Bei Perring geht die Schwanzspitze der Schlange nach oben, bei Vyse und Sitchin nach unten. Sitchins Quelle dürfte daher eher Vyse sein.
Klar erkennbar ist aber, daß die Struktur in Sitchins kleiner Zeichnung links in beiden Quellen, Vyse und Perring, als Kreis mit Strichen abgebildet ist. In beiden Büchern ist daher unmissverständlich ein "CH" abgebildet, und kein "Re" wie von Sitchin behauptet und gezeichnet. Und während man erkennen kann, daß das linke Bild bei Sitchin wirklich aus Vyses Ausgrabungsbericht stammt, weicht die rechte Abbildung in etlichen Punkten deutlich ab. Die Viper zum Beispiel schlängelt sich völlig anders, und die Vögel haben eine andere Neigung und andere Körperformen. Das rechte Bild bei Sitchin ist definitiv keine Vergrößerung des linken Ausschnitts, sondern eine neu, wahrscheinlich von Sitchin angefertigte Zeichnung, in der das wesentliche Element verfälscht wurde. Eine direkte, bewusst Fälschung! Sitchin ist nicht auf einen Fehler hereingefallen, er fertigte ihn selbst an, um darum herum seine Fälscher-Story zu entwickeln. Ein dickes Ding.
Diese Fälschung der Originalquelle durch Sitchin scheint noch niemandem aufgefallen zu sein. Ein weiteres Zeichen mangelhafter Überprüfungsmethoden in der Grenzwissenschaft.
Die beiden Bücher von Vyse und Perring sind übrigens gleich noch ein Sargnagel für eine andere These die mir als Ausrede für die Fotos der korrekt geschriebenen Glyphe gegeben wurde. Die heutigen Archäologen seien nämlich selbst mit dem Farbeimer an die Hieroglyphe herangegangen und hätten aus dem "Re" ein "CH" gemacht, nachdem Sitchin sie auf diesen Fehler hingewiesen hatte. Da die korrekten Glyphen aber schon 1839 veröffentlicht wurden, wäre das nur mit einer Zeitmaschine möglich...
|
"There were no restrictions on where I looked and I had ample time to examine the hieroglyphs closely, under powerful lights. Cracks in some of the joints reveal hieroglyphs set far back into the masonry. No 'forger' could possibly have reached in there after the blocks had been set in place - blocks, I should add, that weigh tens of tons each and that are immovably interlinked with one another. The only reasonable conclusion is the one which orthodox Egyptologists have already long held - namely that the hieroglyphs are genuine Old Kingdom graffiti and that they were daubed on the blocks before construction began."
Angeblich existieren auch Inschriften, die "um die Ecke" einiger Blöcke herumlaufen. Dies hätte kein Steinbrucharbeiter gemacht, und daher seien sie ein weiteres Indiz für eine Fälschung, so das Argument einiger Autoren wie Erdogan Ercivan. Nur: Wenn es schon unmöglich ist, eine simple hinter Balken verschwindende Inschrift zu erfälschen, so stellt die Anfertigung einer zwischen Steinen verschwindenden UND um die Ecke laufenden Inschrift doch erst Recht ein Ding der fälschbaren Unmöglichkeit dar! Manchmal fragt man sich, ob jene Autoren auch nur zwei Sekunden nachdenken während sie ihre neuen "Wahrheiten" komponieren :-(
Die einzige Möglichkeit so etwas anzufertigen wäre das Herausreißen, Beschriften und nachträgliches Wiedereinsetzen des fraglichen Blocks - eines Blocks, der fest im Gefüge der Pyramide verzahnt ist und im Entlastungskammerbereich Dutzende von Tonnen schwer ist!
Weiterhin, so erfahren wir von einigen Fälschungsanhängern, seien die Inschriften über Blockgrenzen hinweg angefertigt worden. Das stehe im krassen Widerspruch zu der eigentlichen Idee der Inschriften, die ja Markierungen und Bemerkungen sein sollen die bereits im Steinbruch angebracht wurden, um Steinen eine Position und einer Arbeiterkolonne zuzuweisen. Eine nachträgliche Beschriftung der Steine erst in der Pyramide ergebe überhaupt keinen Sinn. Daher: Fälschungen.
In der Tat, das wäre ein gar nicht so schlechtes Argument. Allerdings können Sie sehen, daß die fragliche Chufu-Kartusche nicht zu diesen möglichen Fälschungen zählt. Sie befindet sich fein säuberlich auf einem einzigen Stein, so wie auch andere Zeichen auf der von mir abgebildeten Tafel. Selbst nach eingehender Untersuchung konnte ich wirklich keine Inschrift entdecken die über Blockgrenzen hinausgeht. Wenn Sie Sich das selbst ansehen wollen: Auf dieser Tafelseite habe ich den kompletten Satz der Schrifttafeln aus Perrings "Pyramids of Giza" abgebildet.
Man kann auf ihnen ganze 11 (elf!) Inschriften erkennen, die hinter den massiven Bodenbalken verschwinden. Nicht nur Kartuschen, sondern auch recht "uninteressante" Zeichen. Auf Tafel VI unten erkennt man zwei "abgebrochene" Kartuschen, die Kandidaten für "ums Eck geschrieben" wären. Die eine befindet sich auf einem kleinen Stein, die andere enthält eine lange Inschrift die tatsächlich nicht ganz auf den Block passt. Daß gerade diese beiden Inschriften nicht auf den Nachbarblöcken fortgesetzt wurden ist ein weiteres Zeichen für die Echtheit.
In Wirklichkeit gibt es keine Schrift die über Blockgrenzen geht, diese Behauptung basiert auf einem optischen Fehler.
Es existieren Vermessungslinien, die über mehrere Steine, und auch Schriftzeichen und Kartuschen hinwegführen. Diese sind auf Sitchins Skizzen nicht von Blockgrenzen zu unterscheiden, und so interpretierte z.B. der Berliner Autor Erdogan Ercivan diese Linien als Blockgrenzen. Statt Linien die über Inschriften gehen, sah er darin Inschriften, die über Blockgrenzen reichen :-) Das wäre ihm nicht passiert hätte er ein Gesamtbild gesehen, und nicht nur über einige Ausschnitte bei Sitchin philosophiert.
Die Linien an sich sind aber auch nicht uninteressant. Insgesamt 6 Vermessungslinien gibt es, die über mehrere Blöcke hinwegreichen, zu sehen auf Tafel VI oben und Tafel VI unten. Davon verschwinden drei wiederum hinter Bodenblöcken, was uns zeigt, daß diese Linien nach Fertigstellung der Wandsegmente und vor dem Einsetzen der Bodenbalken angebracht wurden - noch ein Indiz gegen nachträgliche Anbringung. Ja, noch besser: Die Peillinen liegen alle über den Inschriften, aber unter den Steinen - daraus lässt siech die Reihenfolge schön erkennen. Zuerst die Inschriften, nach dem Einsetzen aller Wandblöcke die Peillinien, und erst im Anschluss die Bodenblöcke.
Insgesamt liefert eine genaue Inspektion der Inschriften also insgesamt 16 weitere handfeste Indizien gegen die bloße Möglichkeit einer Fälschung.
Einige Autoren wie der Engländer Ralph Ellis drehen das ursprüngliche Sitchin-Argument inzwischen einfach um: Da auf der Königsliste von Sethos I in Abydos Chufu mit einem "Re" geschrieben worden sei (stimmt, die Künstler machten auf dieser Tafel keinen Unterschied zwischen "Ch" und "Re" und schrieben beides mit demselben Zeichen) habe es einen "Chufu" nie gegeben - und daher sei gerade der gefundene Name "Chufu" ein Beweis für die Fälschung der Inschriften.
Die Ellis-Argumentation versagt allerdings recht schnell, da ein König "Reufu" archäologisch nicht belegt ist. Das mußte er denn auch eingestehen, sein Fazit aber: Die Abwesenheit eines Beleges belegt aber nicht die Nichtexistenz eines Reufu - und habe daher keinen Einfluß auf seine Behauptung, die Inschriften seien gefälscht. Und was ist mit dem eindeutig belegten Chufu? Der sei, laut Ellis, dann eben so unbedeutend gewesen daß man ihn in der Sethos-Liste nicht erwähnt habe :-o
Anmerkungen: | ||
[1] | Maragioglio & Rinaldi; L'Architettura della Piramide Menefite, Rapallo 1965, Vol. IV, Tavola 3 fig. 1 | |
[2] | Sitchin, Zecharia; Stufen zum Kosmos, Ullstein 1996, S. 296 ff | |
[2] | ibid. S. 291, 301, 307 | |
[2] | Stadelmann, Rainer; Die ägyptischen Pyramiden, Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 30, Zabern 1997 (3. aktualisierte und erweiterte Auflage), Tafel 35a, Einarbeitung des vergr. Ausschnitts im Thumbnail durch F.D. | |
[5] | Perring, John; The Pyramids of Giza - From actual Survey and Admeasurement, Table volume, London 1837, Plate 7 South Side | |
[6] | Vyse, Howard; Operations carried out on the great Pyramid of Giza in 1837, London 1937, Vol. I, Plate "Hieroglyphics" | |
[7] | Sitchin, Stufen, Tafel 146 a, b S. 301 oben |
Zurück: Der Fall Isis | Weiter: Die falsche Schrift |