Um geschichtliche Geheimnisse zu klären ist es gut, Quellen zu verwenden, die zeitlich und räumlich möglichst nahe am Originalgeschehen liegen. Für den Pyramidenbau in Ägypten wäre einleuchtenderweise die bestmögliche Quelle ein Bericht eines Ägypters der direkt daran beteiligt war.
Leider gibt es solche Quellen nicht, genauer gesagt, sie wurden noch nicht gefunden. Berichte über den Pyramidenbau gibt es daher nur aus zwei Quellen: der griechische Historiker Herodot bereiste Ägypten um 470 v. Chr. (2000 Jahre nach dem Bau der Pyramiden in Giza), und ließ sich von damals dort noch tätigen Tempelbediensteten den Pyramidenbau mit "hölzernen Maschinen" erklären.[1]
Aber es gibt eine weitere Quelle, die viel, viel weiter in der Zeit zurückgeht. Und die im Besitz aller Wahrheiten dieser Welt ist - sagen uns zumindest etliche Autoren. Denn während Herodot oft als Märchenerzähler oder Lügner abgetan wird, gelten arabische Autoren als Hüter des verlorenen Wissens. Sie werden, da überwiegend Religionsgelehrte, als Wahrheitssucher, die nicht lügen können, hochstilisiert. Es ist daher an der Zeit, die arabischen Quellen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen (was meines Wissens nach in der Ausführlichkeit noch niemand zuvor auf einer Webseite getan hat :-) ).
Um 642 n. Chr. eroberten die Araber Ägypten. Doch war nicht erst dies das Ende der altägyptischen Kultur. Die war schrittweise schon viel früher gestorben.
Nach dem Ende des Neuen Reichs um 1100 v. Chr. war Ägypten nie wieder zu seiner alten Größe zurückgekehrt. Fremdherrscher regierten seit dieser Zeit das Reich: Nubier, Assyrer, Libyer, dann Griechen und Römer. Sie alle führten neue Götter ein, erfanden neue Kulte, ja sogar neue Schriftzeichen. Unter den Ägypten bewundernden Hellenen und Römern erlebte die Hieroglyphenschrift eine Scheinblüte. Innerhalb weniger 100 Jahre mutierte die einst klare, auf ein paar 100 Zeichen beschränkte Schrift zu einem nicht mehr beherrschbaren Monster von 8000 Hieroglyphen. Doch hatten die Fremdherrscher immer weniger Lust, die Sprache und Schrift des eroberten Landes zu lernen. Massen an Kolonisten, die aus Griechenland und Rom einwanderten, sahen dazu ebensowenig Veranlassung.
Damit das gemischte Volk Dekrete verstand, wurden sie immer häufiger mehrsprachig abgefasst. Ironischerweise verdanken wir ausgerechnet diesem Niedergang der Kultur die Schlüssel, die eine Übersetzung der Sprache überhaupt erst möglich gemacht haben. Der Stein von Rosette oder das Dekret von Kanopus zum Beispiel, die identische Wortlaute in Hieroglyphen und auch in Griechisch trugen.
In Enklaven hielten sich noch Reste der alten Kultur, die allerletzte erhaltene hieroglyphische Inschrift stammt aber von 394 n. Chr. Die Schrift des alten Ägypten war tot.
Die Kultur war schon früher gestorben. Zwar wurde in hellenistischer Zeit noch ägyptische Symbolik verwendet, doch in teilweise abstrus veränderter Form, wie zum Beispiel auf der Dendera-Seite besprochen wird. Als das Christentum in Rom und seinen Kolonien Staatsreligion wurde, begann der Bildersturm. Um 320 n. Chr. war mehr als die Hälfte der Bevölkerung christianisiert. Die Kopten, die sich von der römisch-orthodoxen Kirche losgesagt hatten und ihre neue Heimat in Ägypten fanden, erzeugten eine recht seltsame Synthese aus halb vergessenen ägyptischen Fabeln und christlicher Symbolik. So galt dort Jesus als Horus-Kind...
Das also war die Situation, als die Araber das Land eroberten. Und staunend vor den Bauwerken der Ägypter standen. Fragen, wer diese gewaltigen bauten den errichtet habe, konnten die Bewohner nur noch mit einem Achselzucken beantworten. Die letzte Person die die Schriften lesen konnte war seit Jahrhunderten tot, die Tempeldienste für die Pharaonen waren schon seit fast 1000 Jahren eingestellt, und der letzte ägyptische Pharao regierte gar mehr als 1500 Jahren zurück. Und so begannen die Araber, sich ihre eigenen Gedanken zu machen.
Was ihnen jedoch klar war: Die Bauten waren von ungläubigen errichtet worden, und damit "Freiwild". Warum sollte man in Steinbrüchen schuften um Baumaterial für Festungen und Stadtmauern zu brechen, wenn man bereits handlich vorgebrochene Brocken in den Pyramiden- und Tempelanlagen im ganzen Lande zur Verfügung hatte? Und so begann das Schleifen der Anlagen.[2]
Dennoch interessierten sich auch die Araber für die Anlagen. Da sie niemanden fragen konnten, dachten sie sich ihre eigenen Geschichten aus. Nach Mohammed galt für die Araber als einzige Wahrheit über die ferne Vergangenheit "Das Wort", das alte Testament. Als ehemals schriftlose Nomadenkultur übernahmen sie die Sichtweise der jüdischen Urväter, und man stellt beim Lesen der alten Geschichten fest, daß sie sich anscheinend keine Geschichte außerhalb der alten jüdischen Texte und ihrer eigenen vorstellen konnten. Alle Ereignisse und Bauten wurden daher auf das Wirken alter jüdischer Propheten oder arabischer Könige reduziert.
Auch Götter in alten Sagen wurden mit biblischen Propheten gleichgesetzt, da es in einer monotheistischen Religion wie dem Islam keine anderen Götter geben durfte. Aus dem griechischem Hermes oder dem römischen Merkur (Ägypten war immerhin lange griechische und römische Kolonie gewesen und einen Teil der Sagengestalten geerbt) wurde daher manchmal schnell mal der biblische Prophet Henoch gemacht, obwohl beide nun wirklich nichts miteinander zu tun haben.
Viele dieser Geschichten wurden im 15. Jahrhundert vom Religionsgelehrten Muhammad al-Makrizi (1364-1442) zusammengefasst. Andere Geschichten wurden im 19. Jahrhundert von Howard Vyse gesammelt und im Band 2 seiner "Operations" dokumentiert.
Speziell Makrizis Werk, der Hitat, erfreut sich in der Grenzwissenschaft großer Beliebtheit. Glücklicherweise gibt es das sogenannte Pyramidenkapitel in deutscher Übersetzung (die ich hier verwende)[3].
Die Beschreibungen der Araber wird bevorzugt, weil sie seien nicht so oberflächlich gewesen seien wie Herodot (der sich, so deren Ansicht, von den Kameltreibern einen Bären nach dem anderen aufbinden ließ). Sie hätten sorgfältige und gründliche Quellenstudien durchgeführt, und ihre Resultate mit äußerster Präzision niedergeschrieben.
Alle Autoren, die Makrizi im Hitat zusammenfaßte, seien Gelehrte gewesen. Viele waren Ärzte, Architekten oder andere Buchgelehrte. Und aus diesem Grunde könne man ihren Ergebnissen mehr trauen als einem besseren Touristen aus Griechenland.
Eine Quelle des Hitat ist ein spezieller Liebling vieler Autoren: Abu Abdallah Muhammed bin Abd ar-Rahim al Kaisi (den ich, man möge mir verzeihen, nur "al Kaisi" nennen möchte :-) ). Dieser 1169 gestorbene Pyramidenforscher war Arzt. Und da unsere Weißkittel auch alles ehrenwerte, nüchterne Beobachter sind, wird wohl auch Kaisi wissenschaftlich-exakt vorgegangen sein, mutmaßen etliche Autoren.
Al-Kaisi wusste viele wunderbare Dinge über die Große Pyramide zu berichten, die sich alle um einen Stollen in der unterirdischen Felsenkammer der Großen Pyramide in Giza drehen. Dort sollen nämlich, am Ende eines senkrechten Schachts, vier Türen existieren, die zu Kammern führen, in denen wohlerhaltene "Tote" in selbsteuchtenden, durchsichtigen Sarkophagen ruhen - eine Szene wie aus einem Science-Fiction-Film.
In der Kammer gibt es wirklich einen Schacht, und die Berichte vor Augen versuchten die frühen Ausgräber wie Flinders Petrie, diese Türen zu finden. Petrie räumte den Schacht aus, fand aber, daß er enttäuschenderweise nach 1 1/2 Metern zu Ende war. Da dies eine geschickte Tarnung, oder ein Stopfen sein könnte, ließ er seine Arbeiter den Schacht um 2.5 m vertiefen - ohne etwas anderes als massiven Fels zu finden. Mitte der 1980'er Jahre wurden mehrere bis zu 6 m tiefe Probebohrungen vorangetrieben, die auch nichts außer massiven Fels ergaben.
Die Reaktionen darauf sind gespalten, denn während eher kritische Geister sich nun die Frage stellen, wie glaubwürdig dieser el-Kaisi denn nun wirklich ist, fordern Anhänger der alternativen Denkrichtung verstärke Forschungen, da sich Kaisi eben NICHT irren kann - oder wittern aus denselben Gründen Verschwörungen.
Glücklicherweise beschreibt Kaisi aber nicht nur die ominösen Schacht-Räumlichkeiten, sondern auch die Umgebung der Pyramiden sowie andere noch heute sichtbare Objekte, die man anhand eines Vergleiches mit dem heutigen Ägypten überprüfen kann. Stimmen diese mit der Realität überein, könnte an der Schacht-Geschichte vielleicht wirklich was dran sein...
"Abu Abdallah Muhammed b. Abd ar-Rahim al Kaisi erzählt im "Geschenk an die Einsicht": Die Pyramiden als ganzes sind vierseitig, während die einzelnen Seiten dreieckig sind. Ihre Zahl beläuft sich auf 18. Gegenüber von Misr al-Fustat (Kairo, FD) liegen 3 Pyramiden."
Tja, hier wird es bereits problematisch, denn bei Kairo (also in Gizeh) stehen bereits 11 Pyramiden: Die drei Großen, zudem je drei Nebenpyramiden bei Cheops und Mykerinos, und je eine Südpyramide bei Cheops und Chephren. Und die Nebenpyramiden waren mit fast 50 Metern Basisbreite auch nicht die kleinsten. Wenn er in Kairo nur 3 Pyramiden nennt heißt das, daß er die Nebenpyramiden nicht mitzählt - und das wohl auch bei den anderen Pyramidenanlagen nicht macht.
Addieren wir mal die heute noch mit bloßem Auge als Pyramide erkennbaren großen Bauten, Nebenpyramiden ausgenommen (zu al-Kaisis Zeit dürfte es noch ein paar mehr gegeben haben, da viele der heute kaum noch erkennbaren von den Arabern zur Steingewinnung eingerissen wurden, wie von arabischen Historikern belegt ist): Eine in Meidum, 4 in Dahschur, 3 in Lischt, 3 in Abusir, 5 in Sakkara, 3 in Gizeh, 2 in Fayum macht 21 als Pyramiden erkennbare Bauten, ohne Nebenpyramiden. Wenn der Erhaltungszustand in Abusir, Abu Roasch und el-Aryan zu arabischer Zeit noch besser war kommen sogar noch 2-5 drauf. Bereits diese Aussage Kaisis (und die erste nicht-Trivialaussage wie daß Pyramiden aus vier Dreiecken bestehen)) ist falsch.
Also 0 exakte : 1 fehlerhafte Information
"Die größte von ihnen (den Pyramiden bei Kairo, FD) hat einen Umfang von 2000 Ellen, wobei auf jede Seite 500 Ellen kommen, und eine Höhe von 500 Ellen."
Murks. Der Beschreibung nach wäre die Pyramide so hoch wie breit, also 230 Meter. Das ist für keine Pyramide in Ägypten zutreffend.
Also 0 korrekte Beschreibungen : 2 Märchen
Jeder Stein der Pyramide misst 30 Ellen bei einer Dicke von 10 Ellen und ist trefflich angefügt und behauen."
Aus obiger Beschreibung des Pyramidenumfangs können wir ein Maß für die Elle Kaisis errechnen: 230 m /500 Ellen = 46 cm pro Elle (was übrigens recht gut den damals verwendeten Ellenmaßen entspricht!). Mit dem Ellenmaß wäre also jeder Stein der großen Pyramide 13.8 m Länge und wäre 4.6 m dick gewesen - 292 m3 pro Block. Bei 2.6 t pro m3 für Kalkstein würde jeder 760 Tonnen auf die Waage bringen. Solche Blöcke gibt's in keiner Pyramidenanlage, die schwersten Blöcke im Mykerinostempel wogen nur ein Viertel davon, der schwerste Block in der großen Pyramide ein Elftel, der Standard-Pyramidenblock sogar nur ein Dreihundertstel. Da hat er aber ganz gewaltig übertrieben: 0 korrekte Fakten : 3 reinen Märchen
(nicht verschweigen möchte ich aber, daß einige Autoren diese Beschreibung wörtlich nehmen und behaupten, die Blöcke seien lediglich heutzutage verschwunden - um daraus ein unlösbares Transportproblem zu konstruieren; Aber wo sollen diese Blöcke gesteckt haben?)
Aber es kommt noch besser:
Bei der Stadt des Pharao Josefs liegt eine Pyramide, die noch viel gewaltiger ist, als diese. Ihr Umfang beträgt 3000 Ellen, ihre Höhe 700 Ellen. Sie besteht aus Steinen von denen jeder 50 Ellen misst"
Wenn man 500 Ellen = 230 Meter nimmt (s. Beschreibung Cheops) müßte diese Phantasiepyramide eine Basisbreite von 345 Metern haben, bei einer Höhe von 322 Metern. Ein solches Monstrum gibt es nicht!!! Und Steine von über 20 Metern Länge finden sich in oder an keiner Pyramide! Sie würden weit mehr als 1000 Tonnen wiegen.
Daher gleich 2 Punkte aufs Minuskonto: 0 Punkte für die Wahrheit zu 5 Punkten für reine Phantasie
"Bei der Stadt des Pharaos des Moses sind einige Pyramiden noch größer und gewaltiger, und eine andere Pyramide, die bekannt ist als die Pyramide von Maidum, gleicht einem Berge. Sie besteht aus fünf Schichten"
Jau. Noch größer und gewaltiger - wie hoch denn noch? Klar ersichtlich: reine Phantasie. Und die Medum-Pyramide gehört zu den kleineren, die gerade mal in die Nähe de 100-Meter-Grenze kommen. Ob sie zu Kaisis Zeit wirklich 5 und nicht wie heute nur 3 Stufen zeigte möchte ich mal dahingestellt sein lassen.
Dennoch 2 weitere Punkte fürs Negativkonto. Also Wahrheit: Zero Points Phantasie: 7 points
Jetzt kommen die entscheidenden Passagen zur Großen Pyramide:
Al-Mamun hat die große Pyramide, die gegenüber al-Fustat liegt, geöffnet. Ich suchte ihr Inneres auf und erblickte ein großes, gewölbtes Gemach, dessen Basis ein Viereck bildete, während es oben rund war. In der Mitte befand sich ein viereckiger Brunnenschacht von 10 Ellen Tiefe. Steigt man in ihm herab, so entdeckt man auf jeder seiner vier Seiten eine Pforte...(jetzt kommen die Mumienbeschreibungen)
So. Al-Mamun hat die Pyramide öffnen lassen ist ein wahres Factlet, aber nicht erwähnenswert da allgemein bekannt. Bereits die erste Schilderung dagegen stimmt nicht. Kaisi war in einem "gewölbten Gemach, dessen Basis ein Viereck bildete, während es oben rund war". Einen solchen Raum gibt es nicht nur in keiner Pyramide, sondern wenn ich nicht irre in ganz Ägypten nicht. Das wäre nämlich eine Rundkuppel auf einem rechteckigen Grundriss.
Einen viereckigen Schacht gibt es an zwei Stellen. Einer ist in der unterirdischen Felsenkammer, die eigentlich für den Ort von Kaisis Beschreibung gehalten wird. Sie hat aber weder einen quadratischen Grundriss noch eine gewölbte Decke hat. Und dort befindet sich am Ende des Stollens definitiv nichts.
Ich bin mir daher sicher, daß er eine andere Stelle beschreibt, genauer eine vermischung zweier nahe beieinanderliegender Stellen in der Pyramide. Nämlich den Punkt, wo der sogenannte Grabräuberstollen auf die Kreuzung zwischen "aufsteigenden Gang" zur Grabkammer, und "absteigendem Gang" zur Felsenkammer stößt, und den ein paar Meter höher gelegenen Austrittspunkt des aufsteigenden Gangs in die Große Galerie. Dort ist ein Gewölbe, und dort endet der sogenannte "Brunnenschacht", der sich fast 60 m durchs Gestein windet, bis er kurz vor der Felsenkammer in den Zugang zu dieser austritt. Über die Bedeutung dieses Schachts wird noch gerätselt. Klettert man diesen Schacht herab, so stößt man allerdings nach ungefähr 20 Metern auf die sogennnte "Grotte", einer mit Schotter teilweise gefüllten Karsthöhle, die man durch einige herausgebrochene Steine in der Tunnelwandung betreten kann - und die Kaisi offensichtlich in seiner Schilderung mit einer Zusatzausstattung versehen hat :-)
Es kommt aber noch besser: an der Gangkreuzung ein paar Meter tiefer ist eine in Stein gehauene Treppe, die in den absteigenden Gang hineinführt. Und diese Passage könnte man im weitesten Sinne als "Schacht mit drei Durchgängen" bezeichnen:
Rechts der Gang zur Felsenkammer, links der Gang zum echten Pyramidenausgang. Da die Decke an dieser Stelle grob unregelmäßig aus dem Gestein gehauen wurde, könnte man sie daher mit viel Toleranz als so etwas wie gewölbt bezeichnen. Ich bin mir daher sicher, daß Kaisis nicht, wie angenommen wird, die Felsenkammer, sondern genau diesen Ort beschrieben hat - aber auch hier trifft seine Beschreibung nicht genau zu, da diese Stelle überhaupt keine Kammer, sondern ein Gewirr aufeinandertreffender Gänge ist.
Macht eine richtige Beschreibung (daß es einen Schacht gibt) und zwei Erfindungen.
Also ein Ehrenpunkt für die Wahrheit : 9 Punkten für reine Phantasie
Im Anschluss folgt eine blumigen Beschreibungen der verlederten Toten und selbstleuchtenden Särgen. Da das Gemach in dem er das gesehen haben will offenkundig nicht existiert, gehe ich hier nicht weiter darauf ein.
Danach schreibt er, ihm wäre mal ein mumifizierter Wiedehopf gezeigt worden der ausgesehen hätte wie gerade gestorben - die Tiermumien die ich so kenne sehen da allerdings ganz anders aus. Nun kommt die letzte Beschreibung Kaisis zu den Pyramiden:
In dem gewölbten Gemach, daß sich in der Pyramide befindet, öffnet sich ein Gang, der zu dem höchsten Punkt der Pyramide führt, doch findet man in ihm keine Treppe. Er hat eine Breite von etwa 5 Spannen (knapp 1 Meter, FD). Es heißt, man sei zur Zeit el-Mamuns dort emporgestiegen und darauf zu einem gewölbten Gemach von geringer Größe gelangt, in dem die Bildsäule eines Menschen stand. ... Nun folgt noch eine nicht überprüfbare Geschichte um einen Malachitsarkophag mit Mumie.
Dieser Absatz ist ein weiterer Beleg dafür, daß Kaisi die Schachtkreuzung meint. Denn nur dort, und nicht in der Felsenkammer, öffnet sich ein Gang nach oben. Allerdings befindet sich am höchsten Punkt kein "gewölbtes Gemach", sonder eine Kammer mit Flachdach. Und klein ist sie, mit rund 10 x 5 x 5 m Größe, auch nicht.
Korrekt ist die Existenz des Ganges, und die Breite im unteren Ende. Falsch ist die Beschreibung der Kammer (Größe und Form), zudem wird weder die Königinnenkammer noch die Große Galerie, die Hauptattraktion der Pyramide, erwähnt. Ich werte das mal als zwei Punkte für korrekte Beschreibungen, aber vier Punkte für Fehlinformationen. Endstand also 3 korrekte Fakten gegenüber 13 belegbaren Märchen
Den Beschreibungen Kaisis kann man entnehmen, daß er wirklich in der Pyramide war. Allerdings nur den kleinen, bequemen horizontalen Gang entlang bis zur Gangkreuzung. Alles weitere sind pure Erfindungen. Die Identifikation der beschriebenen Position bedeutet aber auch, daß die geheimnisvolle, vergeblich gesuchte Stelle mit den Pforten längst gefunden worden ist - es handelt sich um eine Kombination der Grotte mit dem Schacht zum absteigenden Gang, angereichert mit einer kleinen Schauergeschichte.
Wo also ist die "nüchterne, präzise Beschreibung die sich mit anderen Aussagen deckt", die man laut Aussage diverser Autoren bei Kaisi finden soll? Genauso gut kann man auch Eyths "Kampf um die Cheopspyramide" als Basis für Pyramidentheorien nehmen. Oder Agatha Christies "Tod auf dem Nil" - beides hat mit der heute sichtbaren Pyramidenrealität genauso viel zu tun wie Kaisis Beschreibungen.
Dennoch wird, wie oben schon kurz angedeutet, Kaisis Schilderung von vielen Autoren als einer der Zentralbeweise für Verschwörung, Verschleierung und Ineffizienz herangezogen. Wenn Kaisi ein anderes Pyramideninneres beschreibt als wir heute sehen, dann haben wir eben einfach das noch nicht gefunden, welches Kaisi beschreibt! Ach, wenn das so einfach funktionieren würde...
Da wir aber erfolgreich die Stelle lokalisiert haben, die Kaisi beschrieben hat, können wir alle darum herum rankenden Ideen a'la "Wir haben die Stelle noch nicht gefunden" ad acta legen!
Wenden wir uns nun einem zweiten Zentralthema der "arabischen Abteilung" zu: Den vorsintflutlichen Pyramiden.
Anmerkungen: | ||
[1] | Herodot; Historien, Buch 2 §125 | |
[2] | Wer sich über diese Zeit des Umbruchs informieren will, dem sei das Buch Egypt after the Pharos von Alan K. Bowman ans Herz gelegt. | |
[3] | Graefe, Erich; Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizi's "Hitat", Leipziger semitistische Studien Band V 1911/1968, S. 48-95 |
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