Das obige Motto steht für die Ziele, die wir uns heute gesetzt hatten. Auf dem Plan stand die Pyramide von Sesostris II und das "verschollene" Labyrinth mit Pyramide vom Amenemhet III. Beide haben Besonderheiten, die dem Eingeweihten nicht verborgen bleiben :-)
Nachdem unser Urlaub nur aus zwei unterschiedlichen Arten von Tagen bestehen würde - früh aufstehen und durch die Wüste laufen bis zum Umfallen, oder früh aufstehen und im Taxi sitzen bis man nicht mehr sitzen kann - hatten wir uns entschlossen, die "Umfall" und "totsitz"-Tage abzuwechseln. Und so saßen wir dann gegen kurz nach Acht in Bakrs Taxi.

Die Eskorte

Unsere Eskorte Jeder wird sich wohl noch an die tragischen Attentate erinnern, die 1997 mehrere Menschen das Leben kosteten und die den Tourismus in Ägypten zum Zusammenbruch brachte. So etwas darf sich natürlich nicht wiederholen, daher verpassen die ägyptischen Behörden jedem der außerhalb der Haupt-Touristengebiete unterwegs ist eine Eskorte. Rainer äußert sich darüber und über das Vorgehen der Eskorte recht negativ, und ich möchte dem daher hier widersprechen.
Als ich im November 1997 in Ägypten war, konnte man außerhalb Kairos keinen Schritt und Tritt ohne Eskorte machen. Selbst nach Sakkara hatten wir damals einen Soldaten mit MP im Taxi und eine Eskorte hinter uns. In Sakkara selbst wurden wir die gesamte Zeit von zwei (Kamel)berittenen Soldaten (den schwarzgekleideten!) begleitet, und auch in den anderen Anlagen hatte man ständig bewaffnete Eskorten um sich.
Dem gegenüber war das was uns nach Fayum "geschehen" ist, harmlos. An einem Kontrollpunkt auf halben Weg wurden wir angehalten und nach kurzer Debatte wurden 5 Soldaten abgestellt, die uns in einem Jeep meistens in weitem Abstand hinterher fuhren. Von brutalem Vorgehen wie Rainer auf seiner Homepage berichtet kann man wirklich nicht reden. Gut, der Captain schaltete ein paar mal die Sirene ein, und setzte sich in Fayum selbst auch mal vor uns, die Szenen in Illahun kann ich aber nicht bestätigen. Ich habe in Illahun aus dem fahrenden Taxi gefilmt, speziell als wir langsam und vorsichtig durch die Menschenmassen rollten. Ich kann auf dem Film keine Sirenen hören, und auch keine Polizei vor uns sehen, außer an einer Stelle, an der zwei Eselkarren nebeneinander stehend die Straße blockierten. Die Fahrer ignorierten unser Taxi und unterhielten sich seelenruhig, bis die aufgeschlossene Eskorte die Sirenen aufheulen ließ und einige harsche Worte mit den "Verkehrsrowdies" wechselte :-)

Illahun, Markt

Rainers Eindruck, bald wäre der Individualtourismus tot, kann ich daher nicht bestätigen. Im Gegenteil, im Vergleich zu 1997 hat sich alles sehr beruhigt.

Die Pyramide von Sesostris III

Die Pyramide gehört nach klassischer grenzwissenschaftlicher Aussage zu den primitiven, zerfallenen Schutthaufen, die die Ägypter nach der 4. Dynastie nur noch zu bauen imstande waren. Hm, vielleicht haben wir sie daher zuerst nicht gefunden ? :-)

Wo ist die Pyramide?
Wo ist die verd... Pyramide?

Scherz beiseite. Die Pyramide sieht auf den ersten Blick wirklich bemerkenswert uninteressant aus. Ein riesiger Haufen aus langsam zerfallenden Schlammziegeln. Wirklich ärmlich, verglichen mit den Bauten in Giza.
Aber nur oberflächlich betrachtet. Es liegt in der Natur des Menschen zu versuchen, dieselbe Leistung für weniger Geld zu bekommen - zu rationalisieren. Warum nicht auch bei Pyramiden? Mit klassischer Lehmziegelbauweise kam man nicht weit beziehungsweise hoch, daher entwickelten die ägyptischen Baumeister im Laufe der Jahrhunderte ein ausgefeiltes statisches System. Während die frühen Pyramiden einfach nur aus aufeinander getürmten Steinen bestehen - im Prinzip die primitivste Konstruktionsweise überhaupt - hat diese hier ein echtes Skelett. Ein System aus massiven Stützmauern, die sich in regelmäßigen Abständen von der Pyramidenmitte ausgehend verzweigen teilen die Pyramide schneeflockenähnlich in kleine Kammern ein und reichen bis zur gedachten Außenverkleidung. Dieses Stützsystem nimmt die Last auf. Die Kammern können mit Schutt oder Lehmziegeln gefüllt werden, da keinen Lasten ausgesetzt. Damit die Füllmasse nicht hervorquillt, wurden auf Spannung eingesetzte Verkleidungsblöcke mit einem Schwalbenschwanz-Verbindungssystem zusmmengesteckt (den später noch beschriebenen Schmetterlingsklammern). All darin steckt viel mehr theoretische Arbeit und Planung als in jeder Pyramide des alten Reichs. Und hätten nicht schon die Pharaonen des neuen Reichs gnadenlos begonnen, die wertvollen Verkleidungsblöcke für eigene Anlagen zu plündern, würde man bis heute keinen Unterschied zwischen den Bauten des alten und des mittleren Reichs erkennen können. Außer, daß die Gang- und Kammersysteme der 12. Dynastie mit ihren Fallgruben, Labyrinthen und mehrstöckigen Scheingängen viel ausgefeilter waren als die der großen Pyramidenbauer. Und diese Details kann man hier wunderschön studieren.

Kante Pyramide Stützblock

Das verlorene Labyrinth

Herodots Labyrinth?

Unser nächstes Ziel war die Pyramide von Amenemhet II in Hawara, wo das berühmte Labyrinth Herodots zu finden sein soll. Die einzige Beschreibung, die ich bislang gelesen habe war, muß ich gestehen, die Erich von Däniken's in "Augen der Sphinx". Und demnach sollte man dort nichts und überhaupt nichts erkennbares mehr finden. Daher argwöhnt er auch, daß man das Labyrinth schlicht am falschen Fleck sucht, da noch nicht mal die Umgebungsbeschreibung (Kanal und See) stimmt. Obwohl er auf der anderen Seite zugesteht, daß der See durchaus verdunstet sein kann, immerhin schließt sich an die Pyramidenanlage eine große Senke an, und direkt neben der Umfassungsmauer befindet sich - ein alter Kanal!

Einem Fehler Dänikens kamen wir recht schnell auf die Spur: In römischen und ptolemäischen Mauern hat er herumgestochert, ohne auf Spuren des Labyrinths zu stoßen (Augen der Sphinx, S. 132). Hm, ja, denn die befinden sich auf der anderen Seite der Pyramide!!! Diese Mauern, ebenfalls ein riesiger Komplex, befinden sich nördlich. Wer dort stochert und herumkraxelt, wird natürlich nie im Leben die Überreste eines pharaonischen Labyrinths finden.
Trümmer des Labyrinths Klettert man dagegen auf der Südseite der Pyramide auf die Reste der rund 5 m hohen, eindeutig noch erkennbaren Umfassungsmauern des Komplexes (im Bild oben rechts zu erkennen!), hat man keinerlei Probleme, dort Grundrißstrukturen, Kammerreste und anderes zu finden. Säulenreste, Statuenbruchstücke und selbst einen gigantischen Türbalken aus Rosengranit, mehrere Meter lang und hoch mit schätzungsweise 30 Tonnen Gewicht konnten wir finden. Der Brocken, beschriftet mit dem Namen Amenemhets unter einer geflügelten Sonnenscheibe, ragt schräg aus der Umfassungsmauer und dürfte über einem Tor angesiedelt sein. Womit zumindest einer der von Strabon und Plinius geschilderten monumentalen Rosengranitblöcke gefunden worden wäre :-) Und dafür mußten wir nicht mehrere Stunden in römischen Mauerresten herumstochern :-)

Reliefrest Nach diesem Ereignis habe ich irgendwie den Eindruck gewonnen, daß wenn EvD etwas nicht finden will er das auch nicht tut - und wenn er dafür auf der falschen Seite eines Monuments forschen muß :-)) Ach ja, mir war schon zu Hause ein Fehler bei ihm aufgefallen. So schreibt er auf S. 133 in "Augen der Sphinx", daß Herodot von Figuren schreibt, die in der Verkleidung der Pyramide eingehauen gewesen seien, daß man aber in Schlammziegel aufs verrecken keine Figuren einhauen könne, und daß für einen angeblichen Kalkmantel (den die Wissenschaftler wohl als Erklärung heranziehen) nicht der Hauch eines Beweises vorliege. Außer, daß man nur eine Seite weiter im Bild unten ganz deutlich Reste von Verkleidungssteinen sieht!!????
Ach ja, an der Südseite der Pyramide fliegen einige Reliefreste herum, die auf merkwürdig geneigten Blöcken eingemeißelt sind. Und die sehen meiner Meinung nach verdammt aus wie ehemalige Verkleidungsblöcke - mit Relief!

Meidum

Pyramide vom Meidum Glücklicherweise hatte sich Rainer bei der Fahrzeit zum Fayum ein wenig verschätzt, so daß wir auf dem Rückweg tatsächlich noch Tageslicht für einen kurzen Abstecher nach Meidum hatten. Der seltsame Turm ist ja die Schnittstelle zwischen Stufenpyramide und echter Pyramide. Als typischer Stufenbau begonnen, mit einwärts geneigten Mauern die gegeneinander lehnten, wurde sie später mit einer durchgehenden, glatten Außenverkleidung versehen. Wie die Pyramide zu ihrem heutigen Aussehen kommt, und ob sie jemals fertiggestellt wurde, darüber streiten die Experten noch heute. Ich möchte an dieser Stelle darauf nicht weiter eingehen, aber vielleicht später :-))

Dorfbewohnerin Da Rainer schon ziemlich fertig war bat er sich an, den Bezahlkram mit all den inzwischen aufgelaufenen Guides und anderen Leuten auf sich zu nehmen (WICHTIGER TIP!!! Für Reisen in Ägypten einen Kassenwart installieren, der alleine Zahlungen vornimmt! Rainers Vorschlag, eine Kasse zu führen in die jeder gleichmäßig einzahlt und aus der nur einer auszahlt, war Gold wert!!!!!). Da er auch schon alles gesehen hatte blieb er nach einem Abstecher ins Innere der Pyramide beim Taxi zurück, während Frank S und ich den Aufweg und den Taltempel ein wenig in Augenschein nahmen. Direkt zu Fuß der Pyramide, hinter dem Ende des Aufwegs, fanden wir ein kleines Dorf. Und eine herannahende Frau bewies, daß von allen pharaonischen Anlagen wenigstens noch der Aufweg in Meidum einen praktischen Zweck erfüllt :-)

Den Abend beendeten wir mit einem gemütlichen Beisammensein am Pool unseres Hotels - um festzustellen, daß wir von einer Wüste in die nächste gestolpert waren. und die war mindestens genauso trocken wie die staubige da draußen. Nämlich in die Servicewüste des Mövenpick-Hotels Giza. Ich bin ja nicht anspruchsvoll, aber wenn man eine Stunde auf eine simple Flasche Wasser oder auf ein Bier warten muß, wird es langsam nicht mehr lustig :-(

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