Unser Haupt-Urlaubsgrund war natürlich das Tauchen. Franks Freundin Angelika hatte herausgefunden, daß die Sea Bees, eine bekannte deutsch geführte Tauchbasis auf Phuket, in Khao Lak eine Zweigstelle aufgemacht hatte.
Bei den Sea Bees auf Phuket hatte ich 1998 meinen Tauchschein gemacht. Die Ausbildung empfand ich als sehr gut, mein damaliger Tauchlehrer Max Berger brachte uns einiges mehr bei als im Lehrplan vorgesehen, speziell was Notfälle angeht. Auch das sonstige Tauchprogramm war gut gewesen, daher war es natürlich "Pflicht", auch diesmal mit ihnen zu tauchen.
Ein weiterer Grund warum wir uns für die Sea bees entschieden: Das Boot. Wir wollten hauptsächlich bei den Similaninseln tauchen. Diese sind zwar relativ dicht bei Khao Lak, aber die verbleibenden 70 Kilometer sind doch noch eine ganz schöne Ecke. Bei der Konkurrenz konnte man daher zwei verschiedene Angebote buchen: Mit einem großen, bequemen Boot (fast schon ein Schiff; 40 Taucher und mehr an Bord) in 4 Stunden, oder mit einem Speedboot in 90 Minuten (da aber keine Umkleidemöglichkeiten - im Taucheranzug drauf und wieder herunter).
Die Sea Bees hatten einen Mittelweg. Ein kleines, stark motorisiertes Boot für 8-10 Taucher, welches den Weg in 2 bis 1 1/2 Stunden schafft.
Vier bis fünf Stunden auf einem Boot sind natürlich besser als 8 Stunden mit dazwischenliegendem Rudeltauchen.
Im Prinzip nicht schlecht. Das Boot war die "Runaway". Ein wenig klein war es schon, auf dem Vorderdeck quetschte man sich ein wenig zusammen. Aber sonst sah es ganz gut aus.
Die Praxis sah leider anders aus. Das Boot war ein Rundkielboot und hatte bei Seegang Gleichgewichtsprobleme. Allerdings - Seegang sollte es zu der Zeit, Ende Dezember/Anfang Januar, gar nicht mehr geben. Theoretisch ist das Meer zu dieser Jahreszeit spiegelglatt, und für solche Gegebenheiten war das Boot gedacht.
Die Praxis sah, wie so oft, anders aus. Es war die ganze Zeit sehr windig, und auf der Strecke zu den Similans war die See recht rauh. Auch der theoretisch blaue Himmel war oft grau und regnerisch, und bei diesem Wetter zeigten sich leider die Nachteile des Bootes. Um eine allzugroße Schieflage zu vermeiden wurden wir dazu verdonnert, uns mehr auf der Windseite aufzuhalten - und so die ganze Gischt zu kassieren die der Wind übers Boot warf.
Ein weiteres Problem: Praktisch alle Tauchgänge sind Drifttauchgänge. Also kein gemütliches Ankern, Anrödeln, reinspringen, sondern bei voller Fahrt anziehen. Am vorletzten Tauchtag verlor ich das Gleichgewicht und krachte mit dem verlängerten Rückgrat auf meinen Bleigurt. Mit der Folge, daß ich in den folgen Tagen kaum sitzen konnte.
Aber das wußten wir natürlich noch nicht, als wir uns anmeldeten. Die Tauchbasis liegt direkt am Ortseingang, 5 Minuten vom Laguna Beach. Auf der rechten Straßenseite, in einer Gebäudegruppe die man als "Ortskern" bezeichnen könnte.
Die Basis macht einen hervorragenden Eindruck. Blitzsauber und gut sortiert, der Leiter Micha (s. Bild) ist extrem freundlich und hilfsbereit, die Beschäftigten waren sehr kompetent. Auf dem Boot waren grundsätzlich Deutsch- und Englischsprachige Guides, die Briefings fanden für Sprachgruppen getrennt statt.
Die Briefings waren ebenfalls gut, und so gab es orientierungsmäßig auch keine Probleme.
Durch das eine Boot waren die Auswahl der Tauchziele leider starr vorgegeben. Pro Woche ging es nur viermal zu den Similans, einmal zu Koh Bon und zweimal zum Zinnbagger. Die Feiertage, an denen keine Ausfahrt stattfand (Neujahr) oder eingeschränkt war (Silvester) brachten unsere Planung etwas durcheinander. Frank und Angelika entschiden sich daher für ein reduziertes 3-Tage-Progamm mit alternierenden Tauch- und Pausetagen, der Rest entschied sich für ein forciertes 6-Tage-Programm mit teilweise 3 Tauchgängen pro Tag
Das mag ich eigentlich nicht. Durch meine relativ lange Tauchzeit laufe ich Gefahr, schon beim zweiten TG eines Tages in den Dekobereich zu rutschen, beim Dritten erst recht. Und am nächsten Tag sieht's dann auch nicht besser aus - was ich tatsächlich schon am 2. Tauchtag zu spüren bekam. Und zwangsweise oberhalb von 20 Metern zu dümpeln nur um nicht in die Deko zu kommen ist auch nicht Sinn der Übung (bei den Sea Bes waren Deko-Tauchgänge untersagt...).
Im Angebot der Sea Bees standen, als wir dort waren, nur zwei nicht-Similan-Ziele. Einmal das Wrack eines Schwimm-Zinnförderbaggers direkt vor der Küste, und die den Similans vorgelagerte Insel Koh Bon. Unser erstes Ziel war diese Insel, die laut Tauchprospekten bekannt dafür ist, daß sie die einzige Steilwand in Südthailand besitzt. Das Wasser fällt dort bis auf 45 m Tiefe ab.
Kurz nachdem wir an Bord gegangen waren, wurden die Buddyteams eingeteilt. Da in unserer Gruppe zwei Vieltaucher mit mehr als 200 Tauchgängen (Hermann Lipport und Angelika) und zwei Anfänger mit knapp 30 TG (Frank S. und ich) waren, wollte man eigentlich die beiden Vieltaucher und die beiden Anfänger zusammenpaaren. Frank ist leider ein großer Luftverbraucher, und aufgrund unserer Logbücher hatten Hermann und ich einen ähnlichen Luftverbrauch. Da wir beide fotografieren wollten baten wir daher, uns zusammenzupaaren. Das stellte auch kein Problem dar, obwohl der Divemaster etwas skeptisch dreinschaute.
Wegen Franks Luftverbrauch wollten wir auch eigentlich zwei 15L-Flaschen zur Verfügung haben. Das war uns vor dem Urlaub zugesagt worden - vor Ort stellte sich dann heraus, daß die verfügbaren Flaschen auf einem Safariboot irgendwo in der Andamansee herumdümpelten. Und die Neubeschaffung, die Micha sofort anleierte, führte leider während unserer Tauchtage zu keinem Ergebnis.
Der erste Tauchgang begann schon mit einem bösen Omen. Da vor Ort nur Int-Flaschen verfügbar waren, hatte ich mir vor dem Urlaub einen Int-Adapter für meinen Atemregler besorgt. Ich schloß den so umgerüsteten Regler an eine Flasche an, drehte das Ventil auf - und mir wurde fast mein nicht vorhandenes Toupet (noch alles Natur :-) ) vom Kopf gepustet. Naja, kann passieren, vielleicht O-Ring an der Flasche defekt. Also nächste Flasche geholt. Ergebnis: dasselbe - "Pffffffffffffffffffff".
Hm, ZWEI Flaschen defekt ist wohl kaum möglich. Trotzdem eine Dritte probiert: "Pffffffffffft". Definitiv: Adapter defekt.
Wer schon einmal einen Int-Adapter gesehen hat weiß, daß so ein Teil eigentlich unkaputtbar ist. Da ist einfach nichts dran was kaputt gehen kann. Es ist ein massives Metallteil mit einer Knebelschraube, wenn da eine Dampfwalze drüber fährt bekommt die eher einen Platten als daß der Adapter kaputt geht.
Die Leute im Tauchshop haben Frank S. daher bei der Reklamation nur dumm gekuckt und meinten "Das haben wir ja noch nie gehabt". Allerdings: wenn Sie diese Seiten gelesen haben wissen Sie inzwischen, daß das leider ein Standard-Spruch ist, den ich mir regelmäßig anhören muß :-)
Glücklicherweise fand sich nach einiger Wühlerei ein Erstzadapter an Bord, so konnte ich nach einiger Verzögerung wenigstens auch tauchen. Durch den Luftverlust beim Herumprobieren hatte ich leider unter 160 Bar in der Flasche, so wurde der erste Tauchgang mit 40 Minuten leider ein Shortie.
Unter Wasser gleich der nächste Ärger: Hermanns Ikelite-Blitz versagte. Er blitzte rein willkürlich in der Gegend herum, nur nicht dann wenn er benötigt wurde. Diagnose: Blitzkabel defekt. Totalausfall. Vor dem allerersten Blitz. Für jemanden, der hauptsächlich wegen Unterwasserfotografie in Urlaub gefahren ist, ein Tiefschlag (wie ich ähnliches verkraftete, kann man bald in "Ägypten 2002" nachlesen :-/ )
In Deutschland zurück wurde noch eins draufgesetzt: Jaha, das Kabel müsse man auch jährlich austauschen, wurde ihm gesagt. Na klasse, das Kabel kostet ja auch nur die "Kleinigkeit" von 100 Euro! Seltsamerweise muß man beim Sea & Sea-Blitz höchstens die O-Ringe jährlich wechseln - Kostenpunkt knapp 5 Euro.
Und dann gab es noch ein Negativereignis. Angelika, die ein wenig außer Form war, geriet in Panik, bekam Atemschwierigkeiten und mußte nach einem Notaufstieg mit einem Beiboot eines anderen Tauchschiffs geborgen werden. Ursache war wahrscheinlich ein Medikament zur Blutdrucksenkung, welches sie einnehmen mußte, verbunden mit der leichten Strömung. Da alle Tauchgänge in der Gegend Strömungstauchgänge sind bekam sie daher von den Sea Bees ein Tauchverbot. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Eine harte Maßnahme, allerdings dürften die Sea Bees wirklich in bestem Interesse gehandelt haben. Denn ein echter Tauchunfall sieht in den Firmenunterlagen nicht gut aus, und sind auch für den Taucher nicht wünschenswert.
Für den ersten Tauchtag war das echt Aufregung genug.
An meinem ersten Tauchtag in Koh Bon waren nur vier Neulinge vor Ort: Frank, Angelika, Hermann und ich. Die übrigen an Bord waren schon am Tag vorher getaucht. Der uns zugeteilte Guide Michael wollte den gesamten ersten TG daher als geführten Checktauchgang durchführen. Nach einer kleinen Jongliereinlage mit Maske und Atemregler gab er sich aber zufrieden und bedeutete Hermann und mir, zu verschwinden - was wir auch dankbar taten.
Was bei Koh Bon auffällig war, und was sich an den Similans fortsetzte, war das gnadenlos klare Wasser. Verbunden mit der seltsamen Unterwasserlandschaft, die aus großen, rechteckigen, kantigen Granitblöcken bestand, hatte man das seltsame Gefühl, hoch über einer Stadt zu schweben. Mit Fischen als Bewohnern.
Leider war Koh Bon ansonsten wenig ergiebig. Es soll zwar die "Großfisch"-Zentrale sein, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Haie, Walhaie und Mantas, aber die hatten das offenbar nicht mitbekommen :-) Oder waren im Streik.
Lediglich die Massen an Federsternen und Christbaumwürmern war auffällig.
Die Situation am Tin Miner Wreck, dem einzigen anderen zu unserer Zeit erschlossenen nicht-Similan-Ziel, sah völlig anders aus. Miese Sicht, aber Fische, Fische, Fische....
Die waren stellenweise sogar so aufdringlich, daß man nicht fotografieren konnte.
Ursache für beides: Die Lage des Wracks. Der Tin Miner ist ein alter Schwimmbagger, der vor der Küste versenkt wurde. Auf Sandboden, in knapp 20 m Tiefe. Der Sandboden, die Strömung und eine nahe Flußmündung sorgen für die schlechte Sicht, und die isolierte Lage zu einem Sammelpunkt für alle Fische der Umgebung.
Nein, das ist kein Nachttauchgang. Das Wasser ist so schwarz, weil durch die gewaltigen Fischschwärme denen wir dort begegneten, schlicht kein Licht mehr hindurchdrang. Ich habe so etwas noch nie (auch danach nicht) gesehen. Einfach nur unbeschreiblich.
Unten am Wrack setzte sich dieses unwirkliche Szenario fort. Ich konnte keine Bilder vom Bagger machen, da bei genügend großem Abstand (ich hatte noch kein Weitwinkel) schon wieder soviel Fische dazwischen waren, daß das Wrack verdeckt wurde.
In der Nähe des Wracks tummelten sich allerdings mehr Glasfische - und auch andere Gesellen:
Feuerfische schwammen in dermaßenen Schwärmen um das Wrack herum, daß man höllisch aufpassen mußte, nicht in eine Gruppe hineinzuschwimmen. Und noch etwas tauchte in Schwärmen auf - und war ein faszinierender und belustigender Anblick: Japaner!
Nach unserem ersten Tauchgang näherte sich ein schnittiges, modernes Boot, auf dem eine Riesenmenge ziemlich gleichgekleideter Personen - Japaner eben - saß. Als wir uns zum zweiten Tauchgang fertig machten, begannen auch die Japaner. Mir fiel auf, daß ihre Anzüge nicht das bei uns vorherrschende schwarz oder dunkelblau hatten, sondern daß jeder einzelne Anzug silbern in der Sonne glänzte, wie ein Raumanzug aus einem 50'er Sci Fi. Und viele von ihnen hatten Fotoapparate mit einer Blitzbatterie, mit der man den Marianengraben ausleuchten konnte...
Wir hatten unten rund 10 Minuten Ruhe, bis die Gruppe ankam und ein Blitzgewitter zündete wie ich es noch nicht gesehen habe. In dem trüben Wasser (welches durch die massiert auftretenden Japaner nicht klarer wurde) wirkte dies wie bedrohliches Wetterleuchten hinter en Bergen.
Wie an Land trat die Gruppe wie ein Schwarm auf - der Eindruck wurde durch die urigen silbernen Anzüge noch verstärkt. Niemand entfernte sich von der Gruppe, und wenn der Guide einen Schwenk mache, folgten alle andere auf dem Fuß (bzw. der Flosse).
Den Fischen schien dieser Auftritt genauso wenig zu gefallen wie uns, den plötzlich waren sie weg. Einfach so. Und so bleiben wir in immer trüberen Wasser mit einem Schwarm technikbegeisterter Japaner alleine. Nach kurzer Absprache beendeten wir daher den Tauchgang vorzeitig. Hier noch ein paar Bilder:
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