Das nächste "Denkste" kam am nächsten Tage beim Tauchen. In der Woche hatte es dauerhaft heftigen Nordwind gegeben, der nicht nur die Wellen aufpeitschte, sondern auch das Wasser durch aufgewirbeltes Sediment trübte. Auch am Donnerstag, unserem ersten Tauchtag, war es nicht besser.
Unglücklicher aber war, dass durch die heftigen Winde die Tauchboote schlicht nicht nach Norden fahren konnten, und nur Ziele um Abu Ramada und Abu Haschisch herum erreicht werden konnten. Hier rächt sich natürlich die südliche Lage des Jasmins.
Vor dem Urlaub hatte ich mir eine gebrauchte Unterwasserkamera zugelegt, eine Motormarine MM II ex mit Blitz YS60, die ich eigentlich ausprobieren wollte. Aber bei diesen Wasserbedingungen war an den ersten Tagen wenig zu reißen. Ich habe zwar etliche Filme verschossen, aber außer angeblitzten Schwebeteilchen ist auf vielen nicht viel zu erkennen. Lediglich am letzten Tauchtag am Panoramariff ist eine größere Menge verwertbarer Fotos entstanden. Eine Sammlung davon gibt's weiter unten.
Navigation unter Wasser ist eigentlich nicht schwer, man muß nur ein paar Grundregeln beachten. Das hatten wir im Jahr davor nicht getan - und uns daher en paar mal ganz gehörig verfranzt. Deswegen hatte ich mir vorgenommen, dieses Jahr mein Navigations-Brevet zu machen. Das trübe Wasser machte die Entscheidung einfacher - das Bild oben rechts zeigt die Wasserbedingungen am 2. Lehrgangstag - das ist kein Tiefseebild, das Wasser war da weniger als 10 m tief! Trotz praller Sonne erreichte kaum ein Lichtstrahl diese "Tiefe".
Der mir zugeteilte Tauchlehrer Dirk Fuhrmann, konnte alles gut erklären, so dass drei Übungstauchgänge und ein wenig Theorie ausreichend waren.
Nur beim zweiten Tauchgang, bei dem ich nach Kompaß diverse Figuren schwimmen mußte, erlebte ich einen Reinfall: Ich zählte bei einer Viereckskurs die zurückgelegten Flossenzyklen - beim letzten Schenkel aber sah ich auf dem Boden den Schatten eines Bootes, obwohl ich erst die halbe von mir kalkulierte Distanz zum Ausgangspunkt zurückgelegt hatte. Also tat ich als ob ich fertig sei - und stellte fest, dass dummerweise ein Boot neben unserem festgemacht hatte, und ich unter DIESEM und nicht unter unserem war. Dieses war tatsächlich in gerader Linie genau den Rest der Flossenzyklen weg. Peinlich peinlich, manchmal sollte man wirklich den Instrumenten mehr vertrauen als seiner Intuition!
Beim letzten Test, einer "Führung" in schmuddeligem Wasser, war ich selbst erstaunt, denn nach 45 Minuten hatte ich nicht nur alle Ergs gefunden, sondern auch noch direkt die Bleileine unsres Bootes. Was will man mehr :-)
Am letzten Tauchgang des zweiten Tages, nach der Abschlußprüfung, nahm ich erstmals meine Kamera mit. Das wa am Erg Abu Ramada - und da gab es durch die starken Winde und den hohen Seegang eine höllische Strömung. Man mußte sofort auf 20 m herunter um nicht weggespült zu werden, und auch unten war es nicht viel besser. Ich habe noch nie so schnell so viel Luft verbraucht, und kam trotzdem kaum vorwärts. Anfangs fluchte ich, da der Guide einen Anfangskurs gegen die Strömung gewählt hatte (ich donnerte tatsächlich zweimal ins Riff, als hinter einem Vorsprung die Strömung wechselte), aber im nachhinein war es die richtige Entscheidung. Denn immerhin kamen wir noch mit 40 Bar unterm Boot an, den anderen Gruppen, die anfangs bequemer mit der Strömung in die andere Richtung schwammen erging es da schlechter. Einige hatten unter 20 Bar und mußten an der Oberfläche zurückschnorcheln - und eine Gruppe schaffte es überhaupt nicht. Sie stiegen bei 50 Bar auf 5 m Tiefe auf und versuchten, das Boot in der Tiefe zu erreichen - keine Chance. Bei 0 Bar stiegen sie auf, inzwischen fast auf die andere Seite des Ergs abgetrieben, und mußten vom Boot aufgelesen werden. Denn bei dem starken Seegang war schnorcheln unmöglich (dies war übrigens auch der Grund, weswegen ich beim Kurs keine Dreieckspeilung machen konnte - an der Oberfläche hatte ich schon Mühe, das Boot für den Rückkehrkurs anzupeilen bzw. es zwischen den Wellenbergen überhaupt zu sehen).
In den ersten drei Tagen hatte ich leider einen gravierenden Fehler gemacht - zu wenig getrunken! Teilweise weniger als einen Liter am Tag. Als Ergebnis lag ich am Tag nach dem Brevet total flach. Kopfschmerzen ohne Ende - Tauchen fiel definitiv flach. Auch Katja fühlte sich nicht allzu frisch, machte aber noch eine Halbtagstour. Ich hingegen schüttete mir 5 (fünf!!!!) 1 1/2-Liter-Flaschen Wasser rein. Danach ging es mir besser. Für den nächsten Tag hatten wir uns eine längere Tour zum Panorama-Riff vorgenommen. Abfahrt um Acht (also eine Stunde früher als üblich), und Rückkehr um 7 Uhr Abends.
Das Panorama-Riff ist ein Riffturm bei el-Quesir, der aus rund 100 m Tiefe fast senkrecht nach oben steigt, die Wasseroberfläche aber nicht durchstößt. Die Tauchgänge dort sind im Allgemeinen Drifttauchgänge, das heißt, man wird aus dem fahrenden Boot herausgeworfen (die Schraube steht dann aber) und hofft, dass das Boot am Ende des Tauchgangs da ist wo es sein soll :-) Das ist nicht jedermanns Sache.
Genausowenig mögen alle derartige Dropoffs in geheimnisvolle Tiefen - ein Bekannter von mir hat sogar einen echten Horror vor solchen Gebieten. Die Szenerien können allerdings wirklich manchmal gespenstisch sein.
Bei Monika (der verbreitetere Name für das Jasmin Diving Center) ist glücklicherweise (noch?) nicht die Unsitte des Rudel-oder Herdentauchens eingeführt worden wie in anderen Tauchgebieten. Wenn der Checktauchgang vernünftig ist oder man dem Personal bekannt ist, kann man sich ohne Guide in Teams einteilen. Katja und ich waren daher wegen unserer Zusatzbrevets und weil wir schon mehrfach bei Jasmin waren, auch als Zweierteam "freigeschrieben" worden.
Nach dem Abtauchen hatte ich Probleme - ich bekam den Blitzarm der Kamera nicht ausgefahren, und kämpfte mit der Stellschraube. Bis mich jemand am Ärmel zupfte: Katja! Sie deutete auf meine Konsole - und da bemerkte ich, dass ich im Eifer des Gefechts schon auf 40 m Tiefe durchgesackt war! Puh!!!
Leider kamen wir nicht zu einem angepriesenen Anemonenfeld, da wir aus unerfindlichen Gründen am Anfang viel zu tief geblieben waren - durchschnittliche Tiefe 32 m! Nach nur 40 Minuten waren wir daher bei 50 bar und begannen, uns nach unserem Boot umzusehen (was wir tatsächlich sofort fanden, zum Teil auch, da ich meine frisch erworbenen Navigationskünste anwandte :-) ) Die Anblicke am Riff waren aber wirklich beeindruckend und zählen zum besten, was ich in Hurghada bislang gesehen habe. Insbesondere die Großfische übertrafen die übrigen Gebiete um Hurghada herum.
Auch Kleinfische kommen hier (wie die Flötenfische im Bild) in weitaus größerer Zahl und in größerer Farbenpracht vor.
Die Makrele war mein erster "Schwenk-Schuß" bei der ich die Kamera bei der Belichtung mitziehen mußte - dafür geht's glaube ich :-)
Beim zweiten Tauchgang experimentierte ich ein wenig mehr mit der Kamera, mit dem Ergebnis, dass weitaus mehr verwertbare Bilder über blieben. Besonderheiten gab es nicht (beim ersten Tauchgang meinen wir, einen Hai gesehen zu haben), außer dass wir beim falschen Boot auftauchten und noch ein gutes Stück schnorcheln mußten. Naja, kann passieren (trotz Navigations-Schein :-) ).
Am nächsten Tag ging es dann in Allerherrgottsfrühe los nach Sharm.
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