Bibel und Technik

Die Grundzüge der Manna-Geschichte dürfte fast jeder in der westlichen Welt kennen. Die Flucht des Volkes Israel aus Ägypten und ihr Zug durch die Wüste. Die Bibel erzählt, daß das Volk nach ihrer Flucht vor dem Pharao vierzig Jahre lang durch die Wüste Sinai zog, eine der trockensten Gegenden der Erde. Herkömmliche Nahrungsquellen gibt es dort nicht, und schon nach dem 15. Tag waren die Lebensmittel erschöpft. Die Israeliten sahen sich einem qualvollen Hungertod gegenüber. Doch dann...

"13: Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Heer. Und am Morgen lag der Tau um das Heer her.
14: Und als der Tau weg war, siehe, da lag's in der Wüste rund und klein wie der Reif auf dem Lande.
Und da es die Kinder Israel sahen, sprachen sie untereinander: Man hu 8d.h. was ist das?]; denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das Euch der Herr zu essen gegeben hat.
[...]
21: Sie sammelten aber alle Morgen, soviel ein jeglicher für sich essen mochte. Wenn aber die Sonne heiß schien, zerschmolz es.
[...] 31: Und das Haus Israel nannte es Man. Und es war wie Koriandersamen und weiß und hatte einen Geschmack von Semmel mit Honig.
[...]
35: Und die Kinder Israel aßen Man vierzig Jahre lang, bis daß sie zu dem Land kamen wo sie wohnen sollten. ..." 2. Mose 16

Das klingt nicht eigentlich nach Außerirdischen. Dennoch stellt die geheimnisvolle Substanz "Manna" auch heute immer noch ein Rätsel dar. Hunderte von Jahren streiten bereits gelehrte Köpfe, eine befriedigende Erklärung gibt es aber nicht. Moderne Interpretationen vermuten ein zuckerhaltiges Sekret einer Schildlaus. Etliche der geschilderten Eigenschaften könnten damit tatsächlich übereinstimmen:

Leider gibt es auch Punkte, die dagegen sprechen:

Die Manna-Maschine

Die beiden englischen Autoren Sassoon und Dale stellten daher die These auf, daß es sich bei Manna um eine fabrikmäßig produzierte Nahrung handelt, die das Volk Israel ohne ihr eigenes Wissen produzierte. In einer geheimnisvollen Maschine, die als Manna-Maschine oder "Heiliger Gral" bekannt ist. In der Maschine seien Grünalgen herangezogen worden, die getrocknet, nachbehandelt und geröstet der Grundstoff für Manna-Waffeln gewesen seien.

Im "New Scientist" konnte man dazu folgende Beschreibung lesen:

Schema Manna-Maschine
Fig. 1 - Schema Manna-Maschine
"At the top is a dew-still: a refrigerated, corrugated surface over which air is drawn, from which water condenses. This is fed to a container in the center of which is a powerful light-source for irradiating a culture, possibly of Chlorella-type algae. There are dozens of strains of Chlorella, and the balance of protein, carbohydrate, and fat in a chosen strain can be varied by choosing the appropriate conditions of growth for the culture.  
This algal culture circulates through pipes which permit an exchange of oxygen and carbon dioxide with the atmosphere, and also dissipate heat. The Chlorella sludge is drawn off into another vessel where it is treated so that the starch is partially hydrolyzed to maltose, which is then burnt slightly to give the honey-and-wafers flavor....The dried material is then fed to two vessels. One is emptied daily to provide the day's supply, and the other fills slowly during the week so that two days' supply is available on the eve of the Sabbath...." George Sassoon and Rodney Dale, New Scientist, 1. April 1976

Zusammengefasst: Die Maschine besitzt oben eine gekühlte Oberfläche (1), auf der das für die Algen nötige Wasser kondensiert, in der Mitte (2) befindet sich der Algen-Behälter, dessen Inneres durch eine Reihe von gasdurchlässigen Röhren (3) getrieben wird, damit die Algen Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff abgeben können. Der Algenüberschuss wird gesammelt, aus Vorratsbehältern (4) mit Vitaminen angereichert, geröstet und in Mehl umgewandelt. Ein kleiner Container (5) füllt sich während der Woche, um Nahrung für die 2 Tage Wartung pro Woche bereitzustellen.

Die Ausmaße der Maschine

So schön die Idee klingt: Etliches an ihr bereitet mir (und wohl auch anderen Autoren) Kopfschmerzen. In dem obigen Artikel wurde die Größe der Manna-Maschine z.B. nicht angegeben. Sie soll aber laut Dale/Sassoon eine Höhe von ca. 5 m und einen Durchmesser von 4 m gehabt haben, alleine den Algentank kann man aus den Zeichnungen von Dale/Sassoon als Kugel von ca. 1.75 m Durchmesser abschätzen. Nur dieser Teil wiegt mit seinen knapp 2.8 m3 gefüllt knapp 3 Tonnen (Dale/Sassoon geben gar 5 Kubikmeter Volumen an, gefüllt wären daß mehr als 5 Tonnen!), so daß man für das Gesamtgerät mit Kernreaktor, Abschirmung und allem drum und dran gut 10 Tonnen Gewicht ansetzen dürfte. Dieser Brocken mußte vom Volk Israel 40 Jahre lang durch die Wüste geschleift werden. "Kein Problem", werden Sie jetzt sagen, "Die Ägypter haben zum Pyramidenbau auch jahrzehntelang viel Tonnen schwere Blöcke durch die Wüste gezogen". Aber die Anforderungen beim Pyramidenbau sind doch ein wenig anders:

Die ägyptische Schlittentechnik scheidet also aus, Karren wegen des hohen Gewichts und des unwegsamen Geländes ebenfalls, bleibt nur tragen. Die Ägypter hatten für Prunkthrone Tragegestelle entwickelt, mit Tragestangen in alle vier Richtungen. Wie viele Leute brauchte man, um ein 10-Tonnen-Teil aber dauerhaft transportieren zu können?
Die Belastung dürfte nicht allzu groß werden, 20 Kilo höchstens. Damit wären 500 Leute notwendig gewesen, nur um die Maschine zu tragen. Bei 8 Transportstangen (je zwei in jeder Richtung) also 62 Mann pro Stange, schaffte man es, gar 16 Stangen unter das doch relativ kleine Gerät zu bringen, wären dies immer noch 32 Mann. Oder ein Zug von 60-70 Metern Durchmesser.

Fatal dabei ist: Von solch einem Schwerlasttransport ist in der ganzen Bibel nicht die Rede! Kein Wort ist darüber überliefert, keine Manna-Maschine oder ein gleichwertiges Transportmonstrum wird erwähnt. Besonders fatal wird das, wenn ich die Dale/Sassonsche Schrumpfung des Volks Israel ins Spiel bringe: Nur 600 Familien zu je Mann, Frau, 3 Kinder seien durch die Wüste gewandert. 85% der männlichen Bevölkerung wäre mit dem Tragen des Manna-Monsters beschäftigt gewesen!

Das steht natürlich in krassem Gegensatz zu den übrigen Forderungen:

"Die Beschreibung der Maschine erfolgt nicht in der Bibel. Offenbar galt sie als ein derartig streng gehütetes Geheimnis, daß die jüdischen Priester es vorzogen, ... nur in den eigenen, sorgfältig ausgewählten und geschulten Kreisen weiterzuberichten..." [ 1 ]

Aber wie verschweigt man einen 60 Meter durchmessenden Schwertransport, an dem mehr als 2/3 der männlichen Bevölkerung keuchend und stöhnend beteiligt war? Warum findet man darüber nicht das geringste Wort in der Bibel? In der selbst Laden aus Akazienholz und goldene Stiere ihre Erwähnung finden? Diese Diskrepanz ist Autoren, die sich auf Dale/Sassoon berufen, auch aufgefallen, daher findet man in der übrigen PS-Literatur die Maschine auch ganz anders charakterisiert als bei Dale/Sassoon:

"Dadurch ergibt sich ferner, daß die Maschine vermutlich (aus Gründen der Gewichts- und Größenreduktion) aus leichten Materialien hergestellt und relativ klein gewesen sein wird, d.h. vermutlich nicht größer als ein Mensch." [ 2 ]

Noch deutlicher wurde der verstorbene Dr. Johannes Fiebag auf seiner Homepage, auf der er die "moderne", in der PS "gültige" Definition der Manna-Maschine aufgeführt war:

"The complete machine was regarded as a deity or demi-deity consisting of male and female parts. It was given to the Israelites at the beginning of their wandering in the wilderness, possibly by extraterrestrials and produced the manna which enabled them to survive.
By all accounts, the machine was kept in the so-called Ark of the Covenant, which served as a transport container for the nuclear-powered machine, which was easily damaged under desert conditions. In the time of David an Solomon it found its place in the Holy of Holies in Solomons Temple in Jerusalem, while before that it was kept in the Holy Tent, or Tabernacle."
 
by Dr. Johannes Fiebag and Peter Fiebag
Translated from the German by George T. Sassoon[ 3 ]

Die Fiebags geben in der von Sassoon höchstpersönlich übersetzten Seite an, daß die Maschine in der "sogenannten Bundeslade" aufbewahrt wurde. Da Sassoon diese Informationen der Fiebags übersetzte, und diese von der Bundeslade als Maschinenträger ausgingen, dürfte von Sassoons Seite daran wohl nichts auszusetzen gewesen sein.


Falsch angenommen, Sassoon wehrt sich, zumindest mir gegenüber, vehement gegen die Gleichsetzung "Bundeslade = Transportbehälter für Manna-Maschine". Denn die Maße der Lade sind mit 3 1/2 Ellen mal 1 1/2 mal 1 1/2 Ellen eindeutig und mehrfach in der Bibel angegeben. Welche Elle verwendet wurde ist mir nicht bekannt, aber die ägyptische Königselle z.B. betrug 52.36 cm. Da dies die wahrscheinlichste Elle wäre, hätte die Maschine in einen Behälter von 1.8 x 0.78 x 0.78 m gepasst haben müssen! Ein Gesamtvolumen von weniger als einem Kubikmeter! Skaliert man zum Beispiel den Tank linear hinunter, so erhält man für ihn einen Durchmesser von gerade mal 63 Zentimetern, was einem Volumen von nur 130 Litern entspricht! Und das hätte natürlich drastische Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Maschine, wie wir später sehen.


So haben wir hier ein klassisches Dilemma: Sassoon weiß, daß eine Maschine, die heimlich und geheim und daher klein sein muss, nicht genug leisten kann, um auch nur einen Bruchteil der Israeliten zu ernähren. Den anderen Autoren hingegen ist klar: War sie groß und leistungsfähig, hätte sie niemals geheim gehalten werden können!!! Und müßte in der Bibel Erwähnung finden.


Anmerkungen:
[1] Johannes und Peter Fiebag; Die Ewigkeitsmaschine, Langen Müller 1998, S. 119
[2] Ebenfalls J&P. Fiebag, S. 119
[3] Selbst nachzulesen (Stand Mai 2000) hier (erreichbar über die Homepage von Peter Fiebag -> PaleoSETI -> "Holy Grail - Chalice or Manna-Machine?". Eine ähnliche Formulierung findet sich auch in der Ewigkeitsmaschine auf S. 169. Mir ist der Absatz auf der Internetseite aber wichtig, da er von Sassoon persönlich übersetzt wurde!
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Alle Bilder und Texte © Frank Dörnenburg